Es ist Sommer. es riecht nach Flox. Für mich riecht er nach meiner Großtante Therese, zu der alle Resi oder Resl gesagt haben. Wenn man wo vorbeigeht, an einem Vorgarten, an einem altmodischen Haus mit einem Fußabstreifer neben der Haustür, wenn man da so vorbei geht, erwischt einem im Hochsommer ein Schwall. Wie ein Hammer. Ein herber Schwall vom Flox. Das ist der Geruch der Tant Resi, und die hat immer gesagt:

 

In mein Haus kommt mir kein Mann

 

In mein Haus kommt mir kein Mann, sagt die Tant Resi. So einer bringt dir nur einen Dreck herein und eine Unruh.

Er tät sich ja nicht mal gscheit die Schuh abputzen, so einer, am Schuhabkratzer vor der Haustür. Den übersieht er. Und Klopfen tät er auch nicht. Er tät gleich reinrumpeln und schreien: Was gibt’s zum Essen, Resi? Bist noch nicht fertig? So eine Unruh!

Ein Mann ist ja so hilflos. Ein Mann ist das größte Kind. Immer muss man hinter ihm her räumen. Nicht mal gscheit den Hintern abputzen kann er sich. Das merkt man an der Wäsch. Ich kann’s dann rausbürsteln, am Samstag in der Waschküch.

Was zum Essen gibt? - Einen Wirsching gibt’s mit g‘rösten Kartoffeln. 

Kein Fleisch?, plärrt der Mann. Einem Mann ist man ein Fleisch schuldig. Das muss man auf den Tisch bringen. Auch wenn es keines leidt.  Er braucht es. Sonst ist er kein Mann und hat keine Kraft.

 

Jetzt ess ich mein Fleisch allein, weil bei mir kein Mann ist. Bloß der Vatter. Aber der ist jetzt nicht mehr da. Den hab ich gepflegt, die Mutter auch, davor schon. Deswegen haben sie mich nicht heiraten lassen, damit ich überbleib und sie pflegen kann. Als Jüngste von fünf Mädln hab nicht heiraten dürfen, weil sonst niemand da gewesen wär, sie zum Pflegen.

Keiner, der sagt, wie es geht.

Keiner, der sagt: Geh mir aus dem Weg.

Keiner, der ein Fleisch braucht.

In mein Haus kommt mir kein Mann, nein. Mit einem Mann ist die Ruh hin. Immer will er was, immer braucht er was. Nie weiß er, wo er was hingelegt hat. Wenn es ihm einfällt, dann musst du es holen. Bist eh am Stehen, sagt er, kannst leicht laufen. In den Keller um ein Bier, in den obern Stock um sein Jacket. Und wenn ihm sonst nix einfallt, will er ein Bussi. Ja, piffkaas!

 

Solang die Orgel spielt ist die Kirch nicht aus, hat d’Mutter gesagt.

Bis sie gestorben ist, hab ich bei ihnen im Schlafzimmer schlafen müssen. In dem Bett, das derquer zu ihren Füßen gestanden ist. Es hat ja kein eigenes Zimmer für mich gegeben, außer ich hätt auf dem Kanapé in der Küch geschlafen. Ins Kino hab ich auch nie dürfen, nur in die Kirch. Mariä Himmelfahrt. Am Sonntag Vormittag ist der Mutter ja nix passiert.

 

 

Zurück