Großmutters Grießnockerlsuppe

 

Irgendwie sieht die Fee heute arg mitgenommen aus, als sie bei Paula in der Küche landet: Pling. „Hatschi!“

„Hast du einen Schnupfen?“, fragt Paula. Die Küchenfee nickt und schnieft. „Da, nimm ein Taschentuch“, sagt Paula. Dann schimpfen sie gemeinsam auf das Wetter. Es ist einfach unleidig. Seit Tagen grau, bleigrau, trist. Das geht sogar einer Fee auf die Nerven.

„Weißt du was?“, sagt Paula, „ich koch uns jetzt eine Suppe.“

Suppe? Die Fee mag keine Suppe.

„Eine Grießnockerlsuppe“, sagt Paula. „So wie sie mir meine Oma beigebracht hat.“

„Deine Oma?“ Die Fee putzt sich entschlossen die Nase und sagt: „Erzähl!“

 

„Da nimmst ein Stückerl Butter und rührst es weich", hat meine Oma gesagt. Ja, mit dem Kochlöffel da, der ist recht. Und dann nimmst ein Ei, das schlagst dazu. So, schön mit dem Daumen das Eiweiß aus der Schale streichen! Und wieder ganz glatt rühren. Das geht schon, musst halt eine Geduld haben. Jetzt kommt eine Prise Muskatnuss, aber net zuviel, und ein Salz. Und wennst einen Petersil hast, kannst ihn auch reintun. Schau, wir haben einen. Aber net so grob wiegen, feiner! Und gleich danach das Wiegmesser abputzen! So, und jetzt lasst den Grieß reinrieseln. Aber nicht zuviel, gell, sonst werden die Nockerln hart. Ja, so iss recht. Jetzt lasst ihm eine Ruh, damit er anziehn kann.“

„Anziehn?“, fragt die Fee. „Was zieht ein Grieß an? Hosen oder was?“

„Nein“, sagt Paula. „Der Grieß soll quellen. Bring mich nicht draus! Jetzt geht’s weiter mit meiner Oma: „Bis der Grieß angezogen hat, hat sie gesagt, kannst das Schüsserl und den Kochlöffel abspülen. So, und jetzt nimmst einen Teelöffel, nein, nicht den da, das ist dem Opa sein silberner, nimm den andern, mit dem stichst Nockerln ab. Aber den Löffel vorher in die siedende Suppe tauchen, sonst bleibt alles dran hängen. Sieden hab ich gesagt, nicht kochen, sonst zerfallen dir die Nockerl. Zieh den Hafen an den Herdrand! So, hast es? Dann darfst dem Opa ein Bier aus dem Kellner holen, weil du die jüngeren Füß hast. Bis er von der Werkstatt kommt, wird’s grad Zeit für die Suppe. Hat die Oma gesagt“, sagt Paula. „Und der Opa hat sich an den Tisch gesetzt, seinen Löffel eingetaucht, die schön aufgegangenen Nockerln zerteilt. Sie waren außen flaumig und innen mit einem kleinen, bissfesten Kern. So hat es sein müssen. Der Opa hat ein Nockerlstück auf den Löffel genommen. (Heiß! – Blas, für was hast einen Wind vorm Mäu!) und lautstark geschlürft. „So eine Suppe weckt einen Toten wieder auf“, hat er gesagt. „Ja, ja.“

„Ja, ja“, sagt auch die verschnupfte Küchenfee. „Da ist was dran.“

„Amen, Mahlzeit“, sagt Paula und lächelt.

 

Grießnockerl-Suppe

 

40 g (gut nussgroß) zimmerwarme Butter schaumig rühren und fein mit 1 Ei vermengen. Wenn Paula einen Löffel von den 60 g feinen Grieß (Hartweizen) dazutut, geht’s leichter. Jetzt den Rest vom Grieß, Salz, eine Prise Muskat und gewiegte Petersilie dazu. Zum Quellen stehen lassen. Wenn man fertigen „Nockerlgrieß“ nimmt, geht’s nach der Beschreibung. Die Nockerl in siedender Brühe einlegen. Echte Fleischbrühe ist Lebensgeister weckend, Gemüsebrühe oder welche aus Würfeln ist auch nicht schlecht. 20 Minuten leise ziehen lassen.

Wenn nicht gleich alle Grießnockerl gegessen werden, läßt Paula sie im Topf auf dem Herd stehen. Wenn sie Stunden später unruhig durch die Wohnung schleicht, weil ihr was abgeht, irgendwas, und rein zufällig den Deckel hebt, haben die Nockerl die Suppe aufgesogen. So kann man sie auch essen, hat Paula rausgefunden. Mhm, kalt, und saftig.

 

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