EINE GANZ NORMALE FRAU

 

 

Ländliches Lustspiel in 5 Akten

 

3 Dekos: Bei Elisa – Bei Josef – Im Festzelt

 

Zeit: Gegenwart, Juni bis August

 

 

 

ELISA Frey, Mitte 40,

seit vier Jahren Witwe mit Haus, Garten, Halbtagsjob und einer guten Freundin,

nämlich

 

 

FANNY Firmian, Ende 40,

mit Frankreich-Tick, rät Elisa, den neuen Witwer zu kapern,

nämlich

 

 

JOSEF Bauer, Landwirt, Anfang 50,

dem gerade seine Frau Kathl gestorben ist. Er braucht dringend eine neue,

damit sein Betrieb nicht leidet. Er hat einen Schwager und guten Freund,

nämlich

 

 

HANS, Mitte 50

ist unbeweibt und arbeitet als Lastwagenfahrer.

 

 

ANDI Bauer, Anfang 20,

ist Josefs Sohn und studiert Ökonomie. Er steht voll auf Bio und kriegt eine neue Freundin,

nämlich

 

 

MARYLIN, 17,

Sie sieht sehr gut aus und weiß was sie will.

 

 

Copyright Ingrid Kellner, Hofangerweg 15, 84034 Landshut, Tel. 0871 / 430 46 37

ingrid_kellner@web.de

 

 

I. Akt

 

1. Szene

 

Das Bühnenbild beschränkt sich auf das Nötigste, hier bei Elisa (im Schlafzimmer) steht nur ein großer Spiegel, davor ELISA im schwarzen Spitzenunterrock. FANNY im schwarzen Hosenanzug. ELISA macht eine halbe Drehung aus der Hüfte Richtung FANNY.

 

 

FANNY Bleib. Bleib, bleib so.

 

ELISA Wieso?

 

FANNY Bleib stehn, Elisa.

 

ELISA Warum?

 

FANNY Weil, weil. Weil d‘ausschaust. Wie die Venus von Milo.

 

ELISA Geh, Fanny. Übertreib doch nicht allweil so.

 

FANNY Ich hab einen Blick dafür. Wie d’Venus von Milo, Elisa. Die steht in Paris, die Venus von Milo. Da müssn wir hin, Elisa. Unbedingt. Früher war ich oft in Paris. Im Louvre. Die Seine, der Tour d’Eiffel. Der, der ... Weißt schon, der Friedhof. Der. Wie heißt er gleich? Der berühmte Friedhof.

 

ELISA Pigalle.

 

FANNY Pigalle? 

singt

 

Pigalle, Pigalle, das ist die größte Mausefalle mitten in Paris.

 

BEIDE Pigalle, Pigalle – lalalalalalalal –

 

FANNY Montmarte. Das ist er. Der Friedhof. Der berühmte Friedhof in Paris. Auf dem 

Montmarte liegt zum Beispiel der Dings, der, na ...

 

ELISA Alzheimer?

 

FANNY So alt bin ich fei noch nicht.

 

ELISA Aber ich. Von wegen Venus von Milo. Schau dir mal meine Oberarm an. Wie’s da schwabbelt.

 

FANNY Schmarrn. Da schwabbelt nix. Bei dir nicht. Aber bei mir. Schau.

 

ELISA Ah geh, Fanny. Ein bisserl bloß. Soll ich jetzt die Bluse oder die?

FANNY Bei der Venus von Milo schwabbelt nix, gar nix. Weil sie nämlich keine hat, keine Oberarm.

 

ELISA Warum?

FANNY Darum. Man hat sie beim Ausgraben nie gefunden, die Arm. Bei die Griechen war sie die Aphrodite, die Göttin der Liebe. Schaumgeboren aus dem Glied von – Elisa, hörst mir überhaupt zu?

 

ELISA hat sich inzwischen etwas angezogen.

 

Es pressiert langsam, Fanny. Wir kommen sonst zu spät auf die Beerdigung.

 

FANNY Hast recht, Elisa. Mei, die Bauer Kathl. Wie alt iss jetzt worn?

 

ELISA Fünfunvierzig, glaub ich.

 

FANNY Das ist doch kein Alter zum Sterben.

 

ELISA Nein. Da müßt ich ja auch schon tot sein.

 

FANNY Und ich erst. Weißt, an was sie gstorbn is?

 

ELISA Net genau. Herzinfarkt, sagens.

 

FANNY Die hat sich gwiss zu Tod gschunden. So wie die garbeitet hat.

 

ELISA Mei, als eine Bäuerin. Da bleibt dir nix anders über.

 

FANNY Und jetzt: der arme, arme Bauer Josef.

 

ELISA Ihr Mo? Wieso. Der ist doch net arm. Des is doch der größte Bauer rundum.

 

FANNY Mit die dümmsten Kartoffeln.

 

ELISA Kartoffeln? Ich hab denkt er hat Rindviecher.

 

FANNY Ja, man sagt ja bloß. Aber jetzt ist er, samt seine Bummerl, allein, der Bauer Josef, ganz allein. Ein Witwer. Und zum Haben, Elisa.

 

ELISA Geh, sei so gut. Mach mir mal das Knöpferl zu.

 

FANNY Zum Haben hab i gsagt.

 

ELISA Ich schenk ihn dir, den Bauer Josef. Den brauch ich nicht.

 

FANNY Merci, Mausi. Aber du, du wärst dann auch nicht mehr allein. Wie lang iss jetzt bei dir schon her?

 

ELISA Dass ich Witwe bin?

 

FANNY Drei oder vier Jahr, gell.

 

ELISA Vier. Und ein jedes davon war schön.

 

FANNY Dein Mann war ja ein, ein – 

 

ELISA Man redt nicht schlecht über Tote. Aber seitdem geht’s mir besser, weißt. Es lebt sich ganz anders ohne einen Mann.

 

FANNY Geht dir nix ab? (Schnackselt) Du weißt schon.

 

ELISA Mei. Nicht so arg. Dafür bin ich frei. Ich muss für niemand mehr kochen. Hinterherräumen. Und keine Migräne mehr. Ich sags dir. Das Leben ist – 

 

Man hört die Totenglocke läuten.

 

FANNY Jetzt pressierts. Jetzt grabens die Bauer Kathl ein. An so einem schönen Tag.

 

ELISA Wie schau ich aus, Fanny?

 

FANNY Super. Wie die Venus von Milo. Schleun dich, Elisa.

 

Beide ab.

 

Vorhang zu.

 

 

2. Szene 

 

Vor dem Vorhang. ANDI, der Sohn Josef Bauers, im schwarzen Anzug.

 

 

ANDI Ich habs Auto beim Friedhof stehen lassen. Beim Wirt ist eh alles zugeparkt, und zu Fuß ist es ja nicht weit.

Eine schöne Beerdigung ... Die von meiner Mutter. Die vielen Kränz und die vielen Leut. Und der Bapp. A Gsicht wie a Stoa ... Andi, hat er am Telefon zu mir gsagt, erst vor drei Tag, Andi, d’Mamm ist tod ... Furchtbar. Ich hab denkt mich trifft der Schlag. Derweil hat er doch sie getroffen, der Schlag.

Ob der Bapp damit fertig wird? ... Ob sie ihm abgeht? Bsonders nett war er ja nie zu ihr. Er hat bloß allweil o’gschafft. Und sie hat garbeit bis zum Umfallen ... Nein, sie hat nix zum Lachen ghabt und jetzt iss ihr ganz vergangen ... Wo bist jetzt, Mamm? Geht’s dir gut? Ich muss jetzt zum Wirt. Auf deine Leich, Mamm.

 

 

3. Szene

 

Bei Josef. Nachts. JOSEF sitzt im schwarzen Anzug in der Mitte eines Dreiersofas und starrt in einen Fernseher, den das Publikum von hinten sieht. Licht flackert auf seinem Gesicht. Man hört eine unsägliche Kochsendung, die von einer Zithermusik eingeleitet wird.

 

 

MÄNNLICHE STIMME Also, ich bin der Franzl, und das ist meine Assistentin, die Sisi.

 

WEIBLICHE STIMME Guten Abend, liebe Zuseher. Heute machma Ihnen in unserer Kochsendung einen Schmarrn.

 

MÄNNLICHE STIMME Einen Kaiserschmarrn. Vom Franzl himself. Und dazu brauchen wir als erstes Eier. Sechs Eier.

 

WEIBLICHE STIMME Sechs Gi-ga-gackilein. Und jetzt wird’s arg: Wir müssen sie trennen, die Gackilein.

 

Man hört den Knacks der Eierschalen.

 

MÄNNLICHE STIMME Nimn Abschied vom Eiweiß, du Dotter, du gelber.

 

 

4. Szene

 

ANDI tritt ein. Er ist leicht beschickert, checkt die Szene und geht wieder. Kehrt mit zwei Flaschen Bier zurück, öffnet sie und reicht seinem Vater eine. JOSEF trinkt wortlos. ANDI setzt sich neben ihn.

 

MÄNNLICHE STIMME Und nun muss Luft rein.

 

ANDI Du hast es beim Wirt nimmer ausgehalten, gell, Bapp. Bist schon früher heim.

 

WEIBLICHE STIMME Jetzt schlagen. Jetzt schlagen wir das Eiweiß. 

 

Lärm von einem Elektroquirl.

 

ANDI Prost, Bapp.

 

JOSEF ---

 

MÄNNLICHE STIMME Das Mehl, Sisi. Wo ist das Mehl?

 

WEIBLICHE STIMME Hier ist die Tüte, Franzl. Oh, Schei – benkleister.

 

ANDI Der Bürgermeister, der komplette Gemeinderat, der Schützenverein, die freiwillige Feuerwehr, der, der Pfarrer und die vom Maschinenring, alle warn beim Wirt.

 

JOSEF ---

 

MÄNNLICHE STIMME Die Milch, die Milch muss dazu.

 

WEIBLICHE STIMME Die Milch von der Kuh. Muh, muh.

 

ANDI Das muss dich eine Stange Geld kost haben.

 

JOSEF stöhnt

 

MÄNNLICHE STIMME Rühren, Sisi, rühren. Und ja keine Klumpen.

 

ANDI Aufm Friedhof, wie da die Erdbrocken auf den Sarg bumpert sind. Das war schon krass. Und wie na der Pfarrer die erste Schaufel ... Ich kanns einfach net glauben, Bapp.  Gleich müßts doch reinkommen, d’Mamm und sagen: Schön, dass’d da bist, Andi. Und ich, ich tät aufstehn und ihr ein Bussl gebn und du, du tätst –

 

WEIBLICHE STIMME Franzl, sag, hast du die Weinberln vergessen?

 

JOSEF brummt

 

ANDI tätst brummen. Genau so, ganz genau. Wenn mir die Mamm ein Bussl geben hat, hast du immer gebrummt. Aber sie kommts nimmer.

 

JOSEF Hör auf! Hör endlich auf.

 

Beide glotzen. Die Gesichter flackern.

 

MÄNNLICHE STIMME Nein, nein, Sisi. Ich hab die Weinberln nicht vergessen. Weinberln sind fein.

 

WEIBLICHE STIMME Und jetzt muss der Teig rasten. Ruhen. Entspannen.

 

MÄNNLICHE STIMME Der Teig meditiert. Er besinnt sich auf sein So-sein. Auf sein Teig-sein, net wahr. Er will quellen und transzendieren.

 

WEIBLICHE STIMME Du bist ja ein Philosoph, Franzl.

 

Zithermusik setzt wieder ein.

 

 

4. Szene

 

HANS, ebenfalls im schwarzen Anzug, klopft an und tritt ein.

 

 

HANS Grüß enk.

 

JOSEF ----

 

ANDI Grüß dich, Onkel Hans.

 

HANS Ich hab mir denkt, ich schau noch vorbei.

 

ANDI Sitz di her, Onkel Hans. Magst ein Bier?

 

HANS Ich sag net nein.

 

ANDI holt ein Bier wie zuvor. Alle drei glotzen.

 

MÄNNLICHE STIMME Jetzt ist er soweit, der Teig. Und Sie, liebe Zuseher, hoffentlich auch. Jetzt wird’s nämlich spannend.

 

WEIBLICHE STIMME Franzl, die Pfann ist auch soweit: heiß, sehr heiß.

 

MÄNNLICHE STIMME Wunderbar. Jetzt gleitet der Teig ins Butterschmalz. Gott erhalts.

 

Es zischt gewaltig.

 

HANS Was isn des für a Schmarrn?

 

ANDI A Kaiserschmarrn.

 

HANS Du kannst aa an Schmarrn, gell Sepp.

 

ANDI Das stimmt. Der Bapp macht einen super Schmarrn. Das Einzige, was er kann.

 

JOSEF Du, pass auf. Glei fangst eine.

 

ANDI Ich mein doch, was du kochen kannst. – Außer Wasser.

 

MÄNNLICHE STIMME Mit zwei Gabeln den Teig zerreißen, zerrupfen, zerzupften.

 

WEIBLICHE STIMME Ganz grausam find ich das. Das tut weh, Franzl. So weh.

 

MÄNNLICHE STIMME Leider, Sisi. Aber so ist das wirkliche Leben.

 

HANS Jetzt mach einmal den Schmarrn da aus, Sepp.

 

JOSEF nimmt per Fernbedienung den Ton weg – Stille – aber 

nicht das Bild. Deswegen stieren sie weiterhin in den Fernseher.

 

HANS Und du, Andi. Wie geht’s dir allweil so in Weihenstephan? Tust fleißig studiern? 

 

JOSEF Auf Diplom-Ökonom, der Herr Sohn.

ANDI Mir machen grad die Proseminare, Onkel Hans, und – 

 

HANS So, so. D’Kathl, mei kleine Schwester. Viel z‘jung zum Sterben ...

Du warst gut im Leben / tatest willig deine Pflicht / so werden denn wir, die leben / auch dein vergessen nicht.

 

JOSEF Ja, ja. Schön gsagt.

 

HANS Schad um so a Brave.

 

JOSEF Arbeiten hats mögn.

 

ANDI Vui z‘vui.

 

HANS Prost. Einen Herzinfarkt, hast gsagt.

 

JOSEF Hat der Doktor gsagt. Prost.

 

ANDI Es war ein sogenannter Eva-Infarkt. Die Symptome sind eine Kombination aus Kurzatmigkeit, ungewöhnlicher Müdigkeit und Schwäche.

JOSEF Woher weißtn des?

 

ANDI Ich hab im Internet nachgschaut.

 

HANS Aber, aber. Müdigkeit und Schwäche. Da stirbt ma do net dro.

 

ANDI Dazu kommen Schlafstörungen sowie Übelkeit und Erbrechen unter starker körperlicher Belastung.

 

HANS Hast des net gspannt, Sepp?

 

JOSEF Schon. Aber i hab gmeint –

 

HANS Was hast gmeint?

 

JOSEF Dass nochmal ei‘gschlang hat.

 

ANDI Was Kleines?

 

HANS In ihrm Alter?

 

JOSEF So alt wars eben aa no net.

 

HANS Jaja. Hinterher is ma allweil gscheiter.

 

ANDI Bei den Frauen kennt man sich nie aus.

 

HANS Du kennst dich, scheints, gut aus mit die Frauen, Andi.

ANDI Klar. Ich hab doch auch eine. Eine Freundin, mein ich.

 

HANS Also, ich verstehs net recht. Ich bin ja bloß ein Lastwagenfahrer. Ich kenn mi in der Spedition aus. Aber der Kathl ihr Infarkt da, der mit der Eva ...

 

ANDI Der Eva-Infarkt, Onkel Hans. Die untypischen Symptome können dazu führen, dass ein Herzinfarkt bei Frauen zu spät erkannt oder falsch behandelt wird.

 

HANS So. Untypische Symptome. Des hätts fei net braucht. Dass mei Schwester so jung hat gehen müssen ... Na geh i aa wieder.

 

ANDI Pfüatdi, Onkel Hans.

 

JOSEF Guat Nacht.

 

HANS Und wer macht dir jetzt nachert an Haushalt, Sepp? Bis d’wieder oane hast. Eine neue Frau.

 

Ab.

 

 

 

 

 

5. Szene

 

ANDI und JOSEF.

 

 

ANDI Gute Frage. Wer macht dir jetzt an Haushalt, Bapp?

 

JOSEF Mir wern wir do ein Weiberts in der Verwandtschaft ham.

 

Beide denken nach.

 

ANDI D’Tant Traudl, dei Schwester?

 

JOSEF Geh zua, die is doch im Kloster, a Klosterfrau. Das geht net.

 

ANDI Und wie wärs na mitm Onkel Manfred seiner Frau? 

 

JOSEF D’Schwägerin? Die is do scho vor einem Jahr bei meim Bruder auszogn und hat jetzt d’Scheidung eingreicht.

 

ANDI Sehr vernünftig. So wie der Onkel Manfred sauft. Und zuhaut. Entschuldige, Bapp. Aa wenns dein Bruder ist.

 

JOSEF Aber des tut man doch net. An Mo alloa lassn.

 

ANDI Das war ihr einzige Rettung.

JOSEF So wie dei Mamm mi, moan i, alloa lassen hat. Des tut ma einfach net.

 

ANDI Ach so. Geh, Bapp. Sie hats doch net ... gern do. As Sterbn.

 

JOSEF Mhm.

 

ANDI Mir finden dir schon a Aushilfe.

 

JOSEF Und die deinige. Dei Freundin.

 

ANDI Mei Freundin? Was is mit der?

 

JOSEF Könnt die net bei mir einspringen?

 

ANDI Mei Freundin. Bei dir? Keine schlechte Idee, Bapp. Im Prinzip. Aber des haut net hin. Weil. Mei Freundin is aa auszogen. Sie hat mich verlassen. Vor vier Wochen.

 

JOSEF Mhm.

 

ANDI Mei, Bapp. Irgendwie. War d’Luft raus. Mir ham uns auseinander gelebt. Sie hat gmeint, ich sollt meine Socken selber... woaßt scho. Und an Abfalleimer. Und aa amoi ans Klopapier denken.

 

JOSEF Kochen, Abspülen, schaun, dass a frische Wäsch da is, des is doch. Des hat dei Mamm mit links.

 

ANDI Schon. Aber jetzt aa nimmer. Und du, du brauchst einfach eine, die sich um dich kümmert. Damit du die Händ und an Kopf frei hast fürn Betrieb ... Jetzt weiß i’s. Jetzt iss mir eingefallen. A Dorfhelferin. Mir besorgen dir gleich morgen eine Dorfhelferin.

 

JOSEF Spinnst jetzt. Hats di vom Boa weg? Woaßt was des kost?

 

ANDI Aa wieder wahr.

 

JOSEF Da fallt mir was ein.

 

ANDI Was?

 

JOSEF Des iss.

 

ANDI Wer?

 

JOSEF D’Tant Sophie. Wie i a Bub war, hats aa mal bei uns ausg’holfen.

 

ANDI D’Tant Sophie. Ja, lebt die no?

 

JOSEF Sie is a gute alte Haut.

ANDI Zwischen Jenseits und Verwesung. Meinst, die packt des noch?

 

JOSEF G’arbeit hats immer gern. Und so kommts wieder unter Leut. I fahr glei morgen in der Früh ins Altenheim und hols.

 

ANDI Ja, wenn des so is, Bapp. Meinst net, dass – 

 

JOSEF Passt schon.

 

ANDI Na fahr i jetzt aa ... Sollt ich net bei dir bleiben? Wenigstens heut Nacht.

 

JOSEF Schleich di. Guat Nacht. Und.

 

ANDI Was und?

 

JOSEF Pass auf auf di, Bua.

 

ANDI Guat Nacht, Bapp. Ab.

 

Vorhang

 

 

6. Szene

 

Vor dem Vorhang. Kaum Licht. ANDI rumpelt auf die stille Gestalt von HANS.

 

ANDI Halt, jetzt hätt ich dich beinah. Bist noch da, Onkel Hans. Geh weiter. 

HANS I muss no ... 

 

ANDI I aa.

Beide wenden die Rücken zum Publikum und tun so, also ob sie ihr Wasser abschlagen.

 

Jetzt fahrst aber hoam.

 

HANS Hoam? Woaßt du wie des is, des Dahoam, wenn bloß der Fernseh. Und koa Frau.

 

ANDI Scho. Ungmütlich iss.

 

HANS Neamds hat kocht.

 

ANDI Keine hat aufgräumt.

 

HANS Und s’Bett is so kalt.

 

ANDI Saukalt.

 

Beide drehen sich wieder um. HANS schwankt und hickst.

 

ANDI Onkel Hans, du bist ja. Soll i dich net heimfahrn?

 

HANS Du mi? Awo. An alten Lastwagenfahrer tragt nix aus der Kurvn. Hicks. Machs gut, Andi.

 

ANDI Du aa, Onkel Hans.

 

Beide gehen auseinander. Man kann verschiedene Motorengeräusche von links und rechts hören.

 

 

7. Szene

 

Bei Elisa. Taghell. Auf einem Sideboard stehen ein ein Espresso-Maschine und ein CD-Player, davor ein Dreiersofa. Man kann das von Josef stehenlassen, aber mit einem anderen Überwurf bedecken. Davor auf einem niederen Tisch eine Vase mit üppigen Junirosen und ein schnurloses Telefon. Gerade kommt FANNY herein.

 

 

FANNY Stör ich?

 

ELISA Nein. Komm rein, Fanny.

 

FANNY Ich bin durch den Garten. Ich wollt nur kurz –

 

ELISA Setz dich hin, Fanny.

 

FANNY Vorbei schaun.

 

ELISA Magst einen Latte Macchiato?

 

FANNY Deutet auf die Expresso-Maschine.

 

Die ist neu, gell. Die hast noch nicht lang. So eine Maschin ist nicht grad billig, oder. – Mei, sind die Rosen schön. A so eine Pracht. Und wie die riechen. Mmh. Nein, wirklich, Elisa. Du hast ein Händchen für Rosen.

 

ELISA setzt die Espressomaschine in Gang.

 

Heuer wachsen sie wirklich –

 

FANNY Du. Ich war grad beim Edeka. Und wen hab ich da im Auto vorbeifahrn sehn?

 

ELISA Magst einen Zucker?

 

FANNY Nein. Den Josef. Den Bauer Josef.

 

ELISA Den Josef magst du?

 

FANNY Nein, ich hab ihn nur gesehen. In seinem Auto. Er schaut gut aus. So ernst. Das steht ihm. Das macht ihn so, so ... 

 

ELISA Sexy?

 

FANNY Ja. Genau. Sehr sexy. Und weißt, wer neben ihm sitzt?

 

ELISA Was Süßes?

 

FANNY Nein, nix Süßes. Was altes, kleines verhutzeltes.

 

ELISA Solche Plätzerl hab ich nicht.

 

FANNY Ah so. Nein, nix Süßes, Elisa. Ich will doch abnehmen.

 

ELSIA Ah geh. Fanny. Lass es bleiben. Ich mag dich so, wie d’bist.

 

FANNY Wennst meinst ... Was wollt ich gleich wieder? Ja, also. Neben dem Bauer Josef in seim Auto sitzt ein altes Weiberl. Uralt. Wo hat er denn die her?, hab ich gesagt. Ausm Altenheim, hat die Meier Mali vom Edeka gesagt. Und dass sie sie kennt.

 

ELISA stellt Kaffee auf den Tisch, Süßstoff dazu.

 

Und, wer wars nachert?

 

FANNY Eine Frau Hauser.

 

ELISA Hauser, Hauser. Und für was braucht er die?

 

FANNY Zum Hausen. Hihi. Im Ernst. Sie soll ihm den Haushalt machen. Übergangsweise, hat die Meier Mali gesagt. Bis er wieder eine findet. Eine neue Frau. Eine Gescheite. Zum Heiraten.

 

ELISA Eine Dumme. Die die viele Arbeit macht. 

 

FANNY Unbezahlbar, so eine Ehefrau. Drum verlob ich mich nur noch.

 

ELISA Wie geht’s ihm, deinem Verlobten?

 

FANNY Gut ... Er kommt nicht mehr oft. Ist auch besser so. Reden wir von was anderm.

 

ELISA ... Ist er recht so, der Latte Macchiato?

 

FANNY Hervorragend. Uh, heiss!

 

ELISA Blas halt.

 

FANNY Hauser Sophie, so heißt‘s.

 

ELISA Sophie. Mei, dass die noch lebt, die Tant Sophie. Die muss ja über achzig sein.

 

FANNY Tante Sophie? Woher kennst‘n du die?

 

ELISA Von früher, wie ich noch klein war, da hab ich in den Ferien immer zur Oma dürfen. Damals haben wir ja noch in der Stadt gewohnt. Wie der Papa noch glebt hat. Hier hat die Oma ihr Sachl ghabt. Wir hams dann ja g’erbt und umbaut.

 

FANNY Dein Mann und du.

 

ELISA Ja.

 

FANNY Als Kind schon hast du den Bauer Josef kennen gelernt.

 

ELISA Es war fei eine Ehr für mich, dass er mit mir gespielt hat, der Seppi. Er war doch ein Bub, und ich bloß ein Dirndl aus der Stadt.

 

FANNY Was gspielt, Doktor?

 

ELISA Geh, Fanny. Wir ham Prinzessin gspielt. Ich war die Jadwiga, weißt.

 

FANNY Die Prinzessin von der Landshuter Hochzeit.

 

ELSIA Genau. Und er, der Seppi, also der Josef, hat den Sohn vom Herzog gemacht. Den Georg.

 

FANNY Und dann habts gheirat.

 

ELISA Ja. Jeden Tag ein paar mal. Und Ringelstechen und Tournier und so. Und dann 

 

Das Telefon läutet.

 

Entschuldige, Fanny.

 

FANNY Ich wollt eh grad gehen. 

 

ELISA Hier bei Frey. – Nein, bleib, Fanny, bleib. – Leo, du bist’s.

 

FANNY Die Leonie, deine Tochter. Geh, sag ihr einen schönen Gruß.

 

ELISA Einen schönen Gruß von der Fanny soll ich dir sagen, Leo. – Ja, sie ist grad da. – Dir auch einen schönen Gruß, sagt die Leo.

 

FANNY Danke. Wie geht’s ihr denn?

 

ELISA Wie geht’s dir, Leo? –  Gut sagt’s. Sie macht grad ein Praktikum. – Doch, Leo, ich hab schon eine Zeit für dich. – Was? Am Wochenende? – Doch, doch, es passt schon. Nur ...

 

FANNY ist aufgestanden und hat an der Espresso-Maschine rumgefummelt. Es blinkt, es brummt, plötzlich zischt es. Sie schreit erschrocken.

 

ELISA Hast dir was getan?

 

FANNY Nein, nix. Bloß.

 

ELISA Leo, bitte. Ja, später. Ich ruf dich wieder an. Machs gut. Pfüatdi, tschau.

 

FANNY Was wollt sie denn, deine Tochter.

 

ELISA Zeig mal. Hast dich verbrüht?

 

FANNY Das vergeht schon wieder.

 

ELISA Lass ein kaltes Wasser drüber laufen.

 

FANNY Unkraut verdirbt nicht.

 

ELISA Ins Bad. Schnell!

 

FANNY Auu.

 

FANNY ab.

 

 

8. Szene

 

 

ELISA Neugierig ist sie gar nicht, die Fanny ... Der Josef gefällt ihr. Wetten, dass sie ihn bald anbaggert und sich mit ihm verloben will. Mit ihrem Jetzigen ist es, scheints, nicht mehr so weit her.

Aber gleich kommt sie aufs Doktorspielen. Natürlich ham mir damals. Als Kinder. Aber nicht Doktor, sondern ... Aber das geht sie nix an. Und auch sonst niemand.

 

 

9. Szene

 

FANNY kommt wieder.

 

 

FANNY Du, Elisa, was ich dich fragen wollt.

 

ELISA Tuts noch weh?

 

FANNY Awo. Nur eine kleine Blase. Also, kommen will sie, deine Leo.

 

ELISA Am Samstag/Sonntag. Mit ihrem neuen Freund.

 

FANNY Ein neuer Freund. Soso. Und übernachten. Oho.

 

ELISA Nix oho. Ah, mir wird schon wieder so heiß.

 

FANNY Das ist der Wechsel.

 

ELISA Schmarrn. Es ist der Kaffee. Ich sollt keinen.

 

Reißt sich die Bluse runter.

 

Es ärgert mich einfach. Dass die Leo nicht mal fragt, ob ich am Wochenend was vorhab. Was Eigenes.

 

FANNY Und, hast?

 

ELISA Nein, nix Besonderes. Und ich freu mich ja auch. Aber ich muss halt müssen, verstehtst. Aufräumen. Die Betten frisch überziehn. Kochen. Was soll ich denn bloß kochen?

 

FANNY Vielleicht ein Gratin dauphinois.

 

ELISA Ein was?

 

FANNY Ein Gratin do-fa-no-a.

 

ELISA Aah. (Macht den Nasallaut nach.)

 

FANNY Und als Vorspeis Radieserl mit Butter und Salz. Ich bring dirs nächstemal mein französisches Kochbuch mit. Mit so Fotos wie mans macht.

 

ELISA Ich mag nicht mehr kochen. So ein Aufwand für eine allein.

 

FANNY Aber essen magst doch.

 

ELISA Schon. Aber für mich allein koch ich nicht mehr. Mir reicht ein Salat und ein Vollkornbrot mit was drauf.

 

FANNY Mir auch. Knäcke mit Kräuterquark.

 

ELISA Und das soll ich dir glauben, Fanny.

 

FANNY Wo warn wir gleich wieder stehen geblieben. Ah ja, bei der Hauser Sophie, der Tante vom Bauer Josef. Und dass du sie kennst von früher. Wo du mitm Bauer Seppi Hochzeit gspielt hast.

 

ELISA Das hat sich dann aufghört. Weil ...

 

Zieht Bluse wieder an.

 

Ah, man soll so alte Gschichten. Nicht nochmal ...

 

FANNY Aufwärmen? Aber Elisa. Vor sieben Jahren bin ich wieder aus Südfrankreich weg gezogen. Hierher. In dieses Dorf. Und habs nicht schlecht getroffen. Pas de tout. Hab dich kennengelernt, Elisa. Voila. Seit sieben Jahr bin ich deine Freundin.

 

ELISA Stimmt. Meine beste Freundin, Fanny. Also. Dann erzähl ich dirs: Dem Seppi seine Mamm. Also, die ist damals krank worden. Psychomäßig.

 

FANNY Verrückt? Gaga?

 

ELISA Ja. Und nach ..... (Name einer Anstalt) gekommen. Und da ist dann die Tant Sophie gewesen und hat dem Seppi und seinen Gschwistern die Mutter ersetzt. Jahrelang.

 

FANNY So eine Liebe.

 

ELISA Ja, schon. Aber es war auch ihre Pflicht. Das tun die Bauern, weißt, sich gegenseitig helfen. Kostenlos.

 

FANNY Hm. Das Leben ist nicht leicht.

 

ELISA Aber leicht hats eine.

 

II. Akt

 

1. Szene

 

Vor dem Vorhang. ANDI, hinter ihm ELISA, schieben langsam Einkaufswägen von links nach rechts. Sie sind auf dem Weg zur Kasse in einem imaginierten Supermarkt.

 

 

ELISA Andi, bist du’s?

 

ANDI Ja, so was, d’Frau Frey. Sind Sie auch einkaufen?

 

ELISA Am Samstag sind halt immer so viele Leut im Supermarkt. Aber ich hab sonst keine Zeit. Wie geht’s dir, Andi, sag.

 

ANDI Gut. Und Ihnen?

 

ELISA Nachträglich nochmals mein herzliches Beileid und dass deine Mutter so jung -

 

ANDI Und wie geht’s der Leo?

 

ELISA Der Leo. Auch gut. Sie war da. Am vorige Wochenend. Mit ihrem Neuen. Hm. Mit dem geht’s ihr gut.

 

ANDI Die Leo. Ja. Mit der bin ich immer im Schulbus gefahren. Aber sie hat mich nicht angschaut. Ich war doch zwei Jahr jünger und bloß ein Bauernbub. 

 

ELISA Ein Bauernbub, ja, ja. Und jetzt bist schon richtig erwachsen. Wie die Zeit vergeht ... Und wie geht’s deim Bapp?

 

ANDI Prima, Frau Frey.

 

ELISA Kommts ihr zurecht daheim?

 

ANDI Passt schon.

 

ELISA schaut in seinen Einkaufswagen.

 

Eier. Für was brauchts ihr soviel Eier?

 

ANDI Der Bapp macht halt so gern einen Schmarrn.

 

ELISA Aber ihr brauchts doch keine Eier kaufen. Ihr habts doch selber Hennen.

 

ANDI Jetzt nicht mehr. Der Fuchs hat sie geholt.

 

ELISA Der Fuchs?

 

ANDI Weil die Tant Sophie vergessen hat, die Hennen auf d’Nacht zum Einsperrn.

ELISA Die Tant Sophie. Oh je, oh je. Wie geht’s ihr denn?

 

ANDI Wieder besser.

ELISA Wieso? Iss ihr schlecht gangen?

 

ANDI Ja. Sie ist hingefallen.

 

ELISA Du liebe Zeit.

 

ANDI Eine Fraktur am Oberschenkelhals. Ich hab im Internet nachgschaut. Im Alter steigt die Gefahr durch Osteoporose, bei der es zu einer starken Entkalkung der Knochen kommt.

 

ELISA Mei, das tut mir aber leid.

 

ANDI Jetzt liegts im Krankenhaus. Und der Bapp zahlt drauf.

 

ELISA Zahlen muss er?

 

ANDI Ja, Weil d’Tant Sophie nicht gscheit versichert ist.

 

ELISA O je, der arme Mann.

 

ANDI Ja, es fuchst ihn gscheit.

 

ELISA Und wer macht ihm jetzt den Haushalt?

 

ANDI Zuerst hab ichs probiert. Obwohl ich keine Frau bin.

 

ELISA Tapfer, tapfer.

 

ANDI Aber irgendwie hats nicht geklappt. Und jetzt hilft die Frau Firmian.

 

ELISA Die Fanny?

 

ANDI Ja, übergangsweis. Sie ist geil.

 

ELISA Wie bitte?

 

ANDI Man sagt nur so, Frau Frey. Sie ist cool. Die Fanny Firmian ist voll cool. Sie hilft dem Bapp in allem.

 

ELISA In allem?

 

ANDI Ja. Grad basteln sie miteinander.

 

ELISA So. Nennt man das jetzt Basteln.

 

ANDI Und mich hams derweil zum Einkaufen gschickt.

 

ELISA Damit sie eine Ruh haben.

 

ANDI Ja. Es ist gar nicht so leicht.

 

ELISA Was d’nicht sagst..

 

ANDI Sie basteln eine Annonce für das Wochenblatt.

 

ELISA Ah.

 

ANDI Suche liebe Frau für eine gemeinsame Zukunft.

 

ELISA So. Sucht er.

 

ANDI Bin NR, NT – 

 

ELISA Hm?

 

ANDI Nichtraucher, Nichttrinker. Und kulturell interessiert.

 

ELISA So. Ist er das.

 

ANDI Ruhiger und gutaussehender Landwirt –

 

ELISA So. Tut er das?

 

ANDI Sagt die Fanny Firmian.

 

ELISA So. Sagt sie.

 

ANDI In gesicherten Verhältnissen. Melde dich!

 

ELISA Ich. Mich.

 

ANDI Nein. Oder? Warum na net, Frau Frey.

 

ELISA Ah geh, Andi. War doch bloß Spaß ... Ja, geht’s denn da vorn nie weiter?

 

ANDI Sie machen grad noch a Kasse auf.

 

ELISA Zeit wird’s.

 

ANDI Jetzt geht’s voran.

 

ELISA Machs gut, Andi. Und an schönen Gruß daheim.

 

ANDI Schauns doch einfach mal vorbei, Frau Frey.

 

Ab hinter dem rechten Bühnenrand.

 

ELISA Diese Fanny. Der werde ich was. Die soll mir. So was. Also. Ja, wie hätten wirs denn?

 

Schimpfend ebenfalls ab.

 

 

2. Szene

 

Vorhang geht auf. Bei Josef. FANNY putzt den Boden mit Eimer und Schrubber. ELISA kommt rein. Sie trägt eine Umhängetasche.

 

 

ELISA Fanny!

 

FANNY Elisa. Ja, wo kommstn du her?

 

ELISA Ist der Josef da?

 

FANNY So, wegen dem Josef kommst. Willst ihm auch helfen.

 

ELISA Bist du jetzt seine Putzfrau, Fanny. Was zahlt er dir denn die Stund?

 

FANNY Ich helf ihm kostenlos.

 

ELISA Tust ein gutes Werk, Fanny.

 

FANNY Man kann doch nicht immer nur auf seinen Vorteil schaun, Elisa.

 

ELISA So kenn ich dich ja gar nicht. So, so. Uneigennützig.

 

FANNY Wie hammas denn?

 

ELISA Habts ihr was? Ihr.

 

FANNY Elisa!

 

ELISA Mitnand.

 

FANNY Ja.

 

ELISA ---

 

FANNY Ein herzliches Einvernehmen. Nicht was du denkst.

 

ELISA Ich? Was denk ich denn?

 

FANNY Ans Hochzeit spielen denkst.

 

Macht entsprechende Geste:

 

Ans Ringelstechen.

 

ELISA Fanny. Du hast ja eine Fantasie. Du bist ja sowas von –

 

FANNY Was bin ich?

 

ELISA Ordinär.

 

FANNY Ja, Frau Prinzessin. Weil ich nämlich die Putze bin. Und gegen ein gepflegtes Ringelstechen hätt ich nichts. Ganz im Gegenteil.

 

ELISA Du hast doch schon einen. Deinen Verlobten.

 

FANNY Und du meinst, der bringts?

 

ELISA Tut er’s nicht?

 

FANNY Besser wie gar nix. So wie bei dir.

 

ELISA Fanny!

 

FANNY Weils wahr ist. Ich sags dir auf den Kopf zu: du willst den Josef.

 

ELISA Schmarrn!

 

Reißt sich die Jacke runter.

 

FANNY Jetzt wird’s dir wieder heiß, gell.

 

ELISA Puhh. Ich bin frei. Und bleib’s. Ich brauch keinen Josef.

 

FANNY Du bist schon lang nicht mehr zufrieden mit deiner Freiheit. Gibs zu, Elisa. Du hast eine Sehnsucht.

 

ELISA Ja. Ich hab eine Sehnsucht.

 

FANNY Nach etwas, das dich ausfüllt.

 

ELISA seufzt tief.

 

FANNY Nach einem Mann.

 

ELISA Nein. Ja. Nein.

 

FANNY Nach Geborgenheit.

ELISA Ja.

 

FANNY Nach der großen Liebe.

 

ELISA Nein, nein. Die gibt’s nicht.

 

FANNY Nach dem Sinn des Lebens.

 

ELISA Ja. Nach dem Sinn des Lebens.

 

FANNY Du hast doch alles.

 

ELISA Ja, ich hab alles. Eine Tochter – 

 

FANNY Bald einen Schwiegersohn und Enkelkinder.

ELISA So pressierts auch wieder nicht.

 

FANNY Du hast Haus und Garten.

 

ELISA Eine gute Arbeit. Drei Tag die Woch.

 

FANNY Und eine allerbeste Freundin. Mich.

 

ELISA Ja, Fanny. Dich.

 

FANNY Und jetzt willst du auch noch einen Mann.

 

ELISA Ja, Fanny.

 

FANNY Aber das sag ich dir: Männer sind nicht gut für Frauen.

 

ELISA Ich weiß, Fanny. Was soll ich tun?

 

FANNY Du hast keine Chance. Nimm ihn dir!

 

ELISA Danke, Fanny.

 

FANNY Bitte, Elisa. Und jetzt geh mir aus dem Weg. Ich muss fertig putzen.

 

ELISA Zieht sich wieder an und bewegt sich ein paar Schritte weiter. Aus ihrer Tasche holt sie das Bayrische Landwirtschaftliche Wochenblatt, blättert die Annonce auf und liest:

 

Suche liebe Frau für gemeinsame Zukunft.

 

 

3. Szene

 

JOSEF tritt leise ein und versteckt sich sofort.

 

 

ELISA Bin Nichtraucher und Nichttrinker. Warum stehn dann drauß im Gang soviel leere Bierkästen?

 

FANNY Die könntest mitnehmen, wennst wieder fahrst.

 

ELISA Und kulturell interessiert. – Was meinstn damit, Fanny? Geht der Josef ins Theater. Oder liest er.

 

FANNY Nein, nein. Er sammelt.

 

ELISA Sammelt. Was?

 

FANNY Maschinen, Traktor. So ein altes Glump. Hast schon hinterm Hof geschaut, in dem Stadl. 

 

ELISA Da sind doch seine Rindviecher drin.

 

FANNY Seine Bummerl meinst. Nein, der andre Stadl. Die Traktor, die möchte er dir gwiss zeigen.

 

ELISA Wie früher. 

 

FANNY Was sagst?

 

ELISA Ah, nix.

 

Liest weiter:

 

Ruhiger und gut aussehender Landwirt.

 

FANNY In gesicherten Verhältnissen.

 

JOSEF Melde dich.

 

ELISA Seppi. Mei, hast du mi erschreckt.

 

JOSEF Schön, dass’d da bist, Lisl.

 

FANNY Ich hab grad frisch putzt. Steigts mir nicht hinein.

 

JOSEF und ELISA erstarren in der Bewegung zueinander.

 

JOSEF Lisl.

 

ELISA Josef ... Ich heiß jetzt Elisa.

 

JOSEF Elisa ... Elisa, möchst meine Traktor anschaun?

 

ELISA Josef. Du bist so einer. Net jetzt. Später.

 

FANNY Wie wärs, Josef, wenn du die Elisa ausführn tätst. Mach ihr den Hof. Lass es dich was kosten. Eine richtige Frau kriegt man nicht umeinsonst.

 

JOSEF Jawoll.

Er sucht überall herum und kramt ein paar Zettel raus.

 

ELISA Was suchstn, Josef?

 

JOSEF Die Gutscheine. Komm, mir gehn.

 

FANNY Und nehmts die leeren Biertragl mit.

 

JOSEF und ELISA ab.

 

 

Vorhang

 

 

4. Szene

 

Vor dem Vorhang. ELISA und JOSEF mit leeren Bierkästen. Die werden hin und hergeschoben und als Gegenstände imaginiert.

 

 

JOSEF Die Küch hast ja jetzt gesehen. Ich zeig dir schnell noch schnell ... Das da ist die Waschmaschin. Und die Trockenmaschin. Und da ham mir eine Bügelmaschin.

 

ELISA Aber ich –

 

JOSEF Und da drüben sind die zwei Kühltruhen. Die müßt man mal wieder ...

 

ELISA So.

 

JOSEF Und im Büro, da ist das Büro, da steht der Computer.

 

ELISA Das ist ja ein uraltes Teil.

 

JOSEF Sie hätt zwar gern einen neuen gehabt, die Kathl. Aber solang es der alte noch tut.

 

ELISA Geht sie dir recht ab?

 

JOSEF Wer. 

 

ELISA Die Kathl.

 

JOSEF Schon. Die Buchführung. Die bleibt liegen.

 

ELISA So ein Haufen Papier.

 

JOSEF Das ist die Buchführung. Seit die Kathl. Sie war Agrarbüro-Fachfrau mit Zertifikat. Kennst du dich mit Buchführung aus?

 

ELISA Ein bisschen, aber –

 

JOSEF Also, die Buchführung gehört auch auf Vordermann gebracht.

 

ELISA Soso. 

 

JOSEF Also.

 

ELISA Was also?

 

JOSEF Dann heiraten wir.

 

ELISA ---

 

JOSEF Was hastn?

 

ELISA Also. Nein, nicht. Wie kommstn da drauf?

 

JOSEF Willst mich nicht heiraten? Warum bist dann kommen?

 

ELISA Einfach so.

 

JOSEF Aber die Annonce.

 

ELISA Von der hat mir der Andi erzählt.

 

JOSEF Mein Bub?

 

ELISA Ja, der Andi im Supermarkt. Er hat mirs erzählt. Und dann wollt ichs wissen.

 

JOSEF Jetzt weißt es ... komm!

 

ELISA Wohin denn?

 

JOSEF Aufn Kreisbauerntag. Da gibt’s heut vormittag ein Freibier.

 

Sie schieben die Bierkästen raus, der Vorhang öffnet sich.

 

 

5. Szene

 

Im Festzelt. ELISA und JOSEF setzten sich an einen Biertisch. Blauweiße Deko, Girlanden, Stimmung vom Tonband: „Ein Prosit auf die Gemütlichkeit.“

 

 

JOSEF Da wär noch ein Platz.

 

ELISA Du, Josef, mir hat der eine, der Weiße, so gut gefallen. In der Zuchtvieh-Ausstellung. So ein Trumm.

 

JOSEF Mhm. Das war ein Carolä.

 

ELISA Ein was?

 

JOSEF Ein Caro-lais. Ein französischer Zuchtstier.

 

ELISA Französisch. Aha.

 

JOSEF Wo bleibtn die Bedienung?

 

ELISA Einer hat Parsival gheißen. Den Namen hab ich mir gmerkt. So ein Rotbrauner mit weiße Flecken.

 

JOSEF Mhm.

 

ELISA Oder weiß mit rotbraunen Flecken.

 

JOSEF Das war der Fleckvieh-Siegerbulle. Er hat einen RZF von einhundertelf.

ELSISA Einen was?

 

JOSEF Einen Relativzuchtwert Fleisch. 

 

ELISA Von hundertelf.

 

JOSEF Sehr anständig.

 

ELISA Aha.

 

JOSEF Zefix. Die braucht aber lang. Fräulein!

 

ELISA Da kommt sie schon.

 

JOSEF Fräulein. Endlich.

 

 

6. Szene

 

MARYLIN hilft als Bedienung aus.

 

 

MARILYN Komm schon. Bin schon da. Was darfs denn sein?

 

JOSEF Ein Bier. Nein, zwei.

 

ELISA Ich will aber keins.

 

JOSEF Kein Freibier?

 

ELISA Lieber ein Radler.

 

JOSEF Gut, ein Frei-Radler. Für die Frau Frey ein Frei-Radler. Da gilt mein Gutschein auch, gell, Fräulein.

 

Gibt ihr zwei Gutscheine.

 

MARILYN Da muss ich mich aber erst erkundigen.

 

JOSEF Das muss eine doch wissen.

 

MARILYN Ich fang grad an. Tschuldigung.

 

MARILYN ab.

 

 

7. Szene

 

 

ELISA Hab doch eine Geduld, Josef. Du warst doch früher nicht so.

 

JOSEF Früher.

ELISA Da warn wir noch jung. Gell.

 

JOSEF Das ist lang her.

 

ELISA Weißt noch, Josef? ... Seppi. Seppi hast damals gheißen.

 

JOSEF Und du Lisl.

 

ELISA Und wie wir immer ... weißt noch?

 

JOSEF Was meinst jetzt?

 

ELISA Ringlstechen gspielt ham. Im Stadl.

 

JOSEF Hinterm Traktor. Ja, ja. Den hab ich noch, den alten Hanomag R 40. Ein Einzylinder. Der ist zwischen 42 und 51 baut worden.

 

ELISA Mir warn Kinder. Jung, so jung.

 

JOSEF Du hast dich gut gehalten, Lisl.

 

ELISA E-li-sa.

 

 

8. Szene

 

MARILYN kommt mit zwei Masskrügen.

 

 

MARILYN Ein Helles, ein Radler. Das Radler geht auch auf Gutschein. Und was zum Essen?

 

JOSEF Ja, einen Giggerl.

 

MARILYN will gehen.

 

JOSEF Moment, Fräulein. Gleich hab ich ihn. Den Gutschein fürn Giggerl.

 

ELISA Für den Giggerl hast auch einen Gutschein?

 

JOSEF zu MARILYN:

 

Mach zwei halbe Giggerl draus. Auf zwei Teller. Und fei schön resch und fleischig.

 

ELISA Halt. Und eine Breze, eine große.

 

MARILYN Und eine große Breze. Sofort. 

 

MARILYN ab.

 

 

9. Szene

 

 

JOSEF Da hab ich aber keinen Gutschein dafür. Für eine Breze.

 

ELISA Die Breze spendier ich.

 

JOSEF Das geht doch nicht.

 

ELISA Das geht schon. Es ist nicht mehr so wie früher.

 

JOSEF Wenst meinst. Prost.

 

ELISA Auf dein Wohl.

 

Beide stoßen an und nehmen den ersten Zug.

 

JOSEF Aah. So gut ... Das Bier ist immer gut. So gut wie früher.

 

ELISA Früher warst du auch jünger, Josef. Nicht bloß ich.

 

JOSEF Und dümmer. Wenn ich gscheit gwesen wär, hätt ich dich gleich.

 

ELISA Was gleich? Gheiratet?

 

JOSEF Ja.

 

ELISA Aber ich war doch kein Bauerndirndl. Mich hättst du ja gar nicht. Mein Vater war Beamter. Der hätt dich.

 

JOSEF Was hätt er mich?

 

ELISA Mei ...

 

JOSEF Wär ich ihm nicht gut genug gewesen? Als ein Bauer. Deinem Beamtenvater, deinem notigen.

 

ELISA Wie redest du denn von meinem Vater? Er hats ja nur gut gemein.

 

JOSEF So.

 

ELISA Ja.

 

JOSEF Vielleicht hast du selber keinen Bauern nicht mögen.

 

ELISA Damals. Mei ... Stimmt schon. Damals hätt ich keinen Bauern mögen.

 

JOSEF Und jetzt mögerst schon einen?

 

ELISA Vielleicht.

 

JOSEF Mich vielleicht?

 

ELISA Ah, da kommt der Giggerl.

 

 

10. Szene

 

MARILYN mit zwei Tellern.

 

MARILYN Ein halber Giggerl für die Dame. Bittesehr. Und ein halber für den Herrn. Guten Appetit.

 

ELISA Danke. Und wo ist die Brezn?

 

MARILYN Jetzt hab ich die Brezn total vergessen. Ich brings sofort.

 

MARILYN ab.

 

 

11. Szene

 

 

ELISA ruft MARILYN nach:

 

Und Servietten. Was hat die bloß in ihrm Kopf?

 

JOSEF Einen Kerl. So wie die ausschaut. Mahlzeit.

 

ELISA Einen Guten, Josef.

 

JOSEF haut sich das Giggerl rein.

 

ELISA zupft zögerlich.

 

 

Vorhang

 

 

12. Szene

 

Vor dem Vorhang. JOSEF und ELISA gehen an imaginierten Buden vorbei.

 

 

JOSEF Magst eine Zuckerwatte, Elisa. Oder gebrannte Mandeln? Wie wärs?

 

ELISA Hast jetzt deine Spendierhosn an, Josef.

 

JOSEF Magst oder magst nicht? Was Süßes. Für dich.

 

ELISA Geh. Du bist so einer.

 

JOSEF Ich könnt dir auch eine Rose schießen.

 

ELISA Eine?

 

JOSEF Zwei.

 

ELISA Drei. Drei Rosen, Josef.

 

JOSEF Weil du es bist, Elisa.

 

Pantomime: JOSEF legt an, zielt und schießt dreimal hinter den Vorhang am rechten Bühnenrand. Es knallt dreimal. Eine Hand reicht ihm drei Rosen. Die gibt er an ELISA weiter.

 

ELISA Josef, du bist so einer.

 

Sie küßt ihn.

 

 

 

Beide ab, Vorhang auf.

 

 

II. Akt

 

1. Szene

 

Vor dem Vorhang. ANDI, hinter ihm ELISA, schieben langsam Einkaufswägen von links nach rechts. Sie sind auf dem Weg zur Kasse in einem imaginierten Supermarkt.

 

 

ELISA Andi, bist du’s?

 

ANDI Ja, so was, d’Frau Frey. Sind Sie auch einkaufen?

 

ELISA Am Samstag sind halt immer so viele Leut im Supermarkt. Aber ich hab sonst keine Zeit. Wie geht’s dir, Andi, sag.

 

ANDI Gut. Und Ihnen?

 

ELISA Nachträglich nochmals mein herzliches Beileid und dass deine Mutter so jung -

 

ANDI Und wie geht’s der Leo?

 

ELISA Der Leo. Auch gut. Sie war da. Am vorige Wochenend. Mit ihrem Neuen. Hm. Mit dem geht’s ihr gut.

 

ANDI Die Leo. Ja. Mit der bin ich immer im Schulbus gefahren. Aber sie hat mich nicht angschaut. Ich war doch zwei Jahr jünger und bloß ein Bauernbub. 

 

ELISA Ein Bauernbub, ja, ja. Und jetzt bist schon richtig erwachsen. Wie die Zeit vergeht ... Und wie geht’s deim Bapp?

 

ANDI Prima, Frau Frey.

 

ELISA Kommts ihr zurecht daheim?

 

ANDI Passt schon.

 

ELISA schaut in seinen Einkaufswagen.

 

Eier. Für was brauchts ihr soviel Eier?

 

ANDI Der Bapp macht halt so gern einen Schmarrn.

 

ELISA Aber ihr brauchts doch keine Eier kaufen. Ihr habts doch selber Hennen.

 

ANDI Jetzt nicht mehr. Der Fuchs hat sie geholt.

 

ELISA Der Fuchs?

 

ANDI Weil die Tant Sophie vergessen hat, die Hennen auf d’Nacht zum Einsperrn.

ELISA Die Tant Sophie. Oh je, oh je. Wie geht’s ihr denn?

 

ANDI Wieder besser.

ELISA Wieso? Iss ihr schlecht gangen?

 

ANDI Ja. Sie ist hingefallen.

 

ELISA Du liebe Zeit.

 

ANDI Eine Fraktur am Oberschenkelhals. Ich hab im Internet nachgschaut. Im Alter steigt die Gefahr durch Osteoporose, bei der es zu einer starken Entkalkung der Knochen kommt.

 

ELISA Mei, das tut mir aber leid.

 

ANDI Jetzt liegts im Krankenhaus. Und der Bapp zahlt drauf.

 

ELISA Zahlen muss er?

 

ANDI Ja, Weil d’Tant Sophie nicht gscheit versichert ist.

 

ELISA O je, der arme Mann.

 

ANDI Ja, es fuchst ihn gscheit.

 

ELISA Und wer macht ihm jetzt den Haushalt?

 

ANDI Zuerst hab ichs probiert. Obwohl ich keine Frau bin.

 

ELISA Tapfer, tapfer.

 

ANDI Aber irgendwie hats nicht geklappt. Und jetzt hilft die Frau Firmian.

 

ELISA Die Fanny?

 

ANDI Ja, übergangsweis. Sie ist geil.

 

ELISA Wie bitte?

 

ANDI Man sagt nur so, Frau Frey. Sie ist cool. Die Fanny Firmian ist voll cool. Sie hilft dem Bapp in allem.

 

ELISA In allem?

 

ANDI Ja. Grad basteln sie miteinander.

 

ELISA So. Nennt man das jetzt Basteln.

 

ANDI Und mich hams derweil zum Einkaufen gschickt.

 

ELISA Damit sie eine Ruh haben.

 

ANDI Ja. Es ist gar nicht so leicht.

 

ELISA Was d’nicht sagst..

 

ANDI Sie basteln eine Annonce für das Wochenblatt.

 

ELISA Ah.

 

ANDI Suche liebe Frau für eine gemeinsame Zukunft.

 

ELISA So. Sucht er.

 

ANDI Bin NR, NT – 

 

ELISA Hm?

 

ANDI Nichtraucher, Nichttrinker. Und kulturell interessiert.

 

ELISA So. Ist er das.

 

ANDI Ruhiger und gutaussehender Landwirt –

 

ELISA So. Tut er das?

 

ANDI Sagt die Fanny Firmian.

 

ELISA So. Sagt sie.

 

ANDI In gesicherten Verhältnissen. Melde dich!

 

ELISA Ich. Mich.

 

ANDI Nein. Oder? Warum na net, Frau Frey.

 

ELISA Ah geh, Andi. War doch bloß Spaß ... Ja, geht’s denn da vorn nie weiter?

 

ANDI Sie machen grad noch a Kasse auf.

 

ELISA Zeit wird’s.

 

ANDI Jetzt geht’s voran.

 

ELISA Machs gut, Andi. Und an schönen Gruß daheim.

 

ANDI Schauns doch einfach mal vorbei, Frau Frey.

 

Ab hinter dem rechten Bühnenrand.

 

ELISA Diese Fanny. Der werde ich was. Die soll mir. So was. Also. Ja, wie hätten wirs denn?

 

Schimpfend ebenfalls ab.

 

 

2. Szene

 

Vorhang geht auf. Bei Josef. FANNY putzt den Boden mit Eimer und Schrubber. ELISA kommt rein. Sie trägt eine Umhängetasche.

 

 

ELISA Fanny!

 

FANNY Elisa. Ja, wo kommstn du her?

 

ELISA Ist der Josef da?

 

FANNY So, wegen dem Josef kommst. Willst ihm auch helfen.

 

ELISA Bist du jetzt seine Putzfrau, Fanny. Was zahlt er dir denn die Stund?

 

FANNY Ich helf ihm kostenlos.

 

ELISA Tust ein gutes Werk, Fanny.

 

FANNY Man kann doch nicht immer nur auf seinen Vorteil schaun, Elisa.

 

ELISA So kenn ich dich ja gar nicht. So, so. Uneigennützig.

 

FANNY Wie hammas denn?

 

ELISA Habts ihr was? Ihr.

 

FANNY Elisa!

 

ELISA Mitnand.

 

FANNY Ja.

 

ELISA ---

 

FANNY Ein herzliches Einvernehmen. Nicht was du denkst.

 

ELISA Ich? Was denk ich denn?

 

FANNY Ans Hochzeit spielen denkst.

 

Macht entsprechende Geste:

 

Ans Ringelstechen.

 

ELISA Fanny. Du hast ja eine Fantasie. Du bist ja sowas von –

 

FANNY Was bin ich?

 

ELISA Ordinär.

 

FANNY Ja, Frau Prinzessin. Weil ich nämlich die Putze bin. Und gegen ein gepflegtes Ringelstechen hätt ich nichts. Ganz im Gegenteil.

 

ELISA Du hast doch schon einen. Deinen Verlobten.

 

FANNY Und du meinst, der bringts?

 

ELISA Tut er’s nicht?

 

FANNY Besser wie gar nix. So wie bei dir.

 

ELISA Fanny!

 

FANNY Weils wahr ist. Ich sags dir auf den Kopf zu: du willst den Josef.

 

ELISA Schmarrn!

 

Reißt sich die Jacke runter.

 

FANNY Jetzt wird’s dir wieder heiß, gell.

 

ELISA Puhh. Ich bin frei. Und bleib’s. Ich brauch keinen Josef.

 

FANNY Du bist schon lang nicht mehr zufrieden mit deiner Freiheit. Gibs zu, Elisa. Du hast eine Sehnsucht.

 

ELISA Ja. Ich hab eine Sehnsucht.

 

FANNY Nach etwas, das dich ausfüllt.

 

ELISA seufzt tief.

 

FANNY Nach einem Mann.

 

ELISA Nein. Ja. Nein.

 

FANNY Nach Geborgenheit.

ELISA Ja.

 

FANNY Nach der großen Liebe.

 

ELISA Nein, nein. Die gibt’s nicht.

 

FANNY Nach dem Sinn des Lebens.

 

ELISA Ja. Nach dem Sinn des Lebens.

 

FANNY Du hast doch alles.

 

ELISA Ja, ich hab alles. Eine Tochter – 

 

FANNY Bald einen Schwiegersohn und Enkelkinder.

ELISA So pressierts auch wieder nicht.

 

FANNY Du hast Haus und Garten.

 

ELISA Eine gute Arbeit. Drei Tag die Woch.

 

FANNY Und eine allerbeste Freundin. Mich.

 

ELISA Ja, Fanny. Dich.

 

FANNY Und jetzt willst du auch noch einen Mann.

 

ELISA Ja, Fanny.

 

FANNY Aber das sag ich dir: Männer sind nicht gut für Frauen.

 

ELISA Ich weiß, Fanny. Was soll ich tun?

 

FANNY Du hast keine Chance. Nimm ihn dir!

 

ELISA Danke, Fanny.

 

FANNY Bitte, Elisa. Und jetzt geh mir aus dem Weg. Ich muss fertig putzen.

 

ELISA Zieht sich wieder an und bewegt sich ein paar Schritte weiter. Aus ihrer Tasche holt sie das Bayrische Landwirtschaftliche Wochenblatt, blättert die Annonce auf und liest:

 

Suche liebe Frau für gemeinsame Zukunft.

 

 

3. Szene

 

JOSEF tritt leise ein und versteckt sich sofort.

 

 

ELISA Bin Nichtraucher und Nichttrinker. Warum stehn dann drauß im Gang soviel leere Bierkästen?

 

FANNY Die könntest mitnehmen, wennst wieder fahrst.

 

ELISA Und kulturell interessiert. – Was meinstn damit, Fanny? Geht der Josef ins Theater. Oder liest er.

 

FANNY Nein, nein. Er sammelt.

 

ELISA Sammelt. Was?

 

FANNY Maschinen, Traktor. So ein altes Glump. Hast schon hinterm Hof geschaut, in dem Stadl. 

 

ELISA Da sind doch seine Rindviecher drin.

 

FANNY Seine Bummerl meinst. Nein, der andre Stadl. Die Traktor, die möchte er dir gwiss zeigen.

 

ELISA Wie früher. 

 

FANNY Was sagst?

 

ELISA Ah, nix.

 

Liest weiter:

 

Ruhiger und gut aussehender Landwirt.

 

FANNY In gesicherten Verhältnissen.

 

JOSEF Melde dich.

 

ELISA Seppi. Mei, hast du mi erschreckt.

 

JOSEF Schön, dass’d da bist, Lisl.

 

FANNY Ich hab grad frisch putzt. Steigts mir nicht hinein.

 

JOSEF und ELISA erstarren in der Bewegung zueinander.

 

JOSEF Lisl.

 

ELISA Josef ... Ich heiß jetzt Elisa.

 

JOSEF Elisa ... Elisa, möchst meine Traktor anschaun?

 

ELISA Josef. Du bist so einer. Net jetzt. Später.

 

FANNY Wie wärs, Josef, wenn du die Elisa ausführn tätst. Mach ihr den Hof. Lass es dich was kosten. Eine richtige Frau kriegt man nicht umeinsonst.

 

JOSEF Jawoll.

Er sucht überall herum und kramt ein paar Zettel raus.

 

ELISA Was suchstn, Josef?

 

JOSEF Die Gutscheine. Komm, mir gehn.

 

FANNY Und nehmts die leeren Biertragl mit.

 

JOSEF und ELISA ab.

 

 

Vorhang

 

 

4. Szene

 

Vor dem Vorhang. ELISA und JOSEF mit leeren Bierkästen. Die werden hin und hergeschoben und als Gegenstände imaginiert.

 

 

JOSEF Die Küch hast ja jetzt gesehen. Ich zeig dir schnell noch schnell ... Das da ist die Waschmaschin. Und die Trockenmaschin. Und da ham mir eine Bügelmaschin.

 

ELISA Aber ich –

 

JOSEF Und da drüben sind die zwei Kühltruhen. Die müßt man mal wieder ...

 

ELISA So.

 

JOSEF Und im Büro, da ist das Büro, da steht der Computer.

 

ELISA Das ist ja ein uraltes Teil.

 

JOSEF Sie hätt zwar gern einen neuen gehabt, die Kathl. Aber solang es der alte noch tut.

 

ELISA Geht sie dir recht ab?

 

JOSEF Wer. 

 

ELISA Die Kathl.

 

JOSEF Schon. Die Buchführung. Die bleibt liegen.

 

ELISA So ein Haufen Papier.

 

JOSEF Das ist die Buchführung. Seit die Kathl. Sie war Agrarbüro-Fachfrau mit Zertifikat. Kennst du dich mit Buchführung aus?

 

ELISA Ein bisschen, aber –

 

JOSEF Also, die Buchführung gehört auch auf Vordermann gebracht.

 

ELISA Soso. 

 

JOSEF Also.

 

ELISA Was also?

 

JOSEF Dann heiraten wir.

 

ELISA ---

 

JOSEF Was hastn?

 

ELISA Also. Nein, nicht. Wie kommstn da drauf?

 

JOSEF Willst mich nicht heiraten? Warum bist dann kommen?

 

ELISA Einfach so.

 

JOSEF Aber die Annonce.

 

ELISA Von der hat mir der Andi erzählt.

 

JOSEF Mein Bub?

 

ELISA Ja, der Andi im Supermarkt. Er hat mirs erzählt. Und dann wollt ichs wissen.

 

JOSEF Jetzt weißt es ... komm!

 

ELISA Wohin denn?

 

JOSEF Aufn Kreisbauerntag. Da gibt’s heut vormittag ein Freibier.

 

Sie schieben die Bierkästen raus, der Vorhang öffnet sich.

 

 

5. Szene

 

Im Festzelt. ELISA und JOSEF setzten sich an einen Biertisch. Blauweiße Deko, Girlanden, Stimmung vom Tonband: „Ein Prosit auf die Gemütlichkeit.“

 

 

JOSEF Da wär noch ein Platz.

 

ELISA Du, Josef, mir hat der eine, der Weiße, so gut gefallen. In der Zuchtvieh-Ausstellung. So ein Trumm.

 

JOSEF Mhm. Das war ein Carolä.

 

ELISA Ein was?

 

JOSEF Ein Caro-lais. Ein französischer Zuchtstier.

 

ELISA Französisch. Aha.

 

JOSEF Wo bleibtn die Bedienung?

 

ELISA Einer hat Parsival gheißen. Den Namen hab ich mir gmerkt. So ein Rotbrauner mit weiße Flecken.

 

JOSEF Mhm.

 

ELISA Oder weiß mit rotbraunen Flecken.

 

JOSEF Das war der Fleckvieh-Siegerbulle. Er hat einen RZF von einhundertelf.

ELSISA Einen was?

 

JOSEF Einen Relativzuchtwert Fleisch. 

 

ELISA Von hundertelf.

 

JOSEF Sehr anständig.

 

ELISA Aha.

 

JOSEF Zefix. Die braucht aber lang. Fräulein!

 

ELISA Da kommt sie schon.

 

JOSEF Fräulein. Endlich.

 

 

6. Szene

 

MARYLIN hilft als Bedienung aus.

 

 

MARILYN Komm schon. Bin schon da. Was darfs denn sein?

 

JOSEF Ein Bier. Nein, zwei.

 

ELISA Ich will aber keins.

 

JOSEF Kein Freibier?

 

ELISA Lieber ein Radler.

 

JOSEF Gut, ein Frei-Radler. Für die Frau Frey ein Frei-Radler. Da gilt mein Gutschein auch, gell, Fräulein.

 

Gibt ihr zwei Gutscheine.

 

MARILYN Da muss ich mich aber erst erkundigen.

 

JOSEF Das muss eine doch wissen.

 

MARILYN Ich fang grad an. Tschuldigung.

 

MARILYN ab.

 

 

7. Szene

 

 

ELISA Hab doch eine Geduld, Josef. Du warst doch früher nicht so.

 

JOSEF Früher.

ELISA Da warn wir noch jung. Gell.

 

JOSEF Das ist lang her.

 

ELISA Weißt noch, Josef? ... Seppi. Seppi hast damals gheißen.

 

JOSEF Und du Lisl.

 

ELISA Und wie wir immer ... weißt noch?

 

JOSEF Was meinst jetzt?

 

ELISA Ringlstechen gspielt ham. Im Stadl.

 

JOSEF Hinterm Traktor. Ja, ja. Den hab ich noch, den alten Hanomag R 40. Ein Einzylinder. Der ist zwischen 42 und 51 baut worden.

 

ELISA Mir warn Kinder. Jung, so jung.

 

JOSEF Du hast dich gut gehalten, Lisl.

 

ELISA E-li-sa.

 

 

8. Szene

 

MARILYN kommt mit zwei Masskrügen.

 

 

MARILYN Ein Helles, ein Radler. Das Radler geht auch auf Gutschein. Und was zum Essen?

 

JOSEF Ja, einen Giggerl.

 

MARILYN will gehen.

 

JOSEF Moment, Fräulein. Gleich hab ich ihn. Den Gutschein fürn Giggerl.

 

ELISA Für den Giggerl hast auch einen Gutschein?

 

JOSEF zu MARILYN:

 

Mach zwei halbe Giggerl draus. Auf zwei Teller. Und fei schön resch und fleischig.

 

ELISA Halt. Und eine Breze, eine große.

 

MARILYN Und eine große Breze. Sofort. 

 

MARILYN ab.

 

 

9. Szene

 

 

JOSEF Da hab ich aber keinen Gutschein dafür. Für eine Breze.

 

ELISA Die Breze spendier ich.

 

JOSEF Das geht doch nicht.

 

ELISA Das geht schon. Es ist nicht mehr so wie früher.

 

JOSEF Wenst meinst. Prost.

 

ELISA Auf dein Wohl.

 

Beide stoßen an und nehmen den ersten Zug.

 

JOSEF Aah. So gut ... Das Bier ist immer gut. So gut wie früher.

 

ELISA Früher warst du auch jünger, Josef. Nicht bloß ich.

 

JOSEF Und dümmer. Wenn ich gscheit gwesen wär, hätt ich dich gleich.

 

ELISA Was gleich? Gheiratet?

 

JOSEF Ja.

 

ELISA Aber ich war doch kein Bauerndirndl. Mich hättst du ja gar nicht. Mein Vater war Beamter. Der hätt dich.

 

JOSEF Was hätt er mich?

 

ELISA Mei ...

 

JOSEF Wär ich ihm nicht gut genug gewesen? Als ein Bauer. Deinem Beamtenvater, deinem notigen.

 

ELISA Wie redest du denn von meinem Vater? Er hats ja nur gut gemein.

 

JOSEF So.

 

ELISA Ja.

 

JOSEF Vielleicht hast du selber keinen Bauern nicht mögen.

 

ELISA Damals. Mei ... Stimmt schon. Damals hätt ich keinen Bauern mögen.

 

JOSEF Und jetzt mögerst schon einen?

 

ELISA Vielleicht.

 

JOSEF Mich vielleicht?

 

ELISA Ah, da kommt der Giggerl.

 

 

10. Szene

 

MARILYN mit zwei Tellern.

 

MARILYN Ein halber Giggerl für die Dame. Bittesehr. Und ein halber für den Herrn. Guten Appetit.

 

ELISA Danke. Und wo ist die Brezn?

 

MARILYN Jetzt hab ich die Brezn total vergessen. Ich brings sofort.

 

MARILYN ab.

 

 

11. Szene

 

 

ELISA ruft MARILYN nach:

 

Und Servietten. Was hat die bloß in ihrm Kopf?

 

JOSEF Einen Kerl. So wie die ausschaut. Mahlzeit.

 

ELISA Einen Guten, Josef.

 

JOSEF haut sich das Giggerl rein.

 

ELISA zupft zögerlich.

 

 

Vorhang

 

 

12. Szene

 

Vor dem Vorhang. JOSEF und ELISA gehen an imaginierten Buden vorbei.

 

 

JOSEF Magst eine Zuckerwatte, Elisa. Oder gebrannte Mandeln? Wie wärs?

 

ELISA Hast jetzt deine Spendierhosn an, Josef.

 

JOSEF Magst oder magst nicht? Was Süßes. Für dich.

 

ELISA Geh. Du bist so einer.

 

JOSEF Ich könnt dir auch eine Rose schießen.

 

ELISA Eine?

 

JOSEF Zwei.

 

ELISA Drei. Drei Rosen, Josef.

 

JOSEF Weil du es bist, Elisa.

 

Pantomime: JOSEF legt an, zielt und schießt dreimal hinter den Vorhang am rechten Bühnenrand. Es knallt dreimal. Eine Hand reicht ihm drei Rosen. Die gibt er an ELISA weiter.

 

ELISA Josef, du bist so einer.

 

Sie küßt ihn.

 

 

 

Beide ab, Vorhang auf.

II. Akt

 

1. Szene

 

Vor dem Vorhang. ANDI, hinter ihm ELISA, schieben langsam Einkaufswägen von links nach rechts. Sie sind auf dem Weg zur Kasse in einem imaginierten Supermarkt.

 

 

ELISA Andi, bist du’s?

 

ANDI Ja, so was, d’Frau Frey. Sind Sie auch einkaufen?

 

ELISA Am Samstag sind halt immer so viele Leut im Supermarkt. Aber ich hab sonst keine Zeit. Wie geht’s dir, Andi, sag.

 

ANDI Gut. Und Ihnen?

 

ELISA Nachträglich nochmals mein herzliches Beileid und dass deine Mutter so jung -

 

ANDI Und wie geht’s der Leo?

 

ELISA Der Leo. Auch gut. Sie war da. Am vorige Wochenend. Mit ihrem Neuen. Hm. Mit dem geht’s ihr gut.

 

ANDI Die Leo. Ja. Mit der bin ich immer im Schulbus gefahren. Aber sie hat mich nicht angschaut. Ich war doch zwei Jahr jünger und bloß ein Bauernbub. 

 

ELISA Ein Bauernbub, ja, ja. Und jetzt bist schon richtig erwachsen. Wie die Zeit vergeht ... Und wie geht’s deim Bapp?

 

ANDI Prima, Frau Frey.

 

ELISA Kommts ihr zurecht daheim?

 

ANDI Passt schon.

 

ELISA schaut in seinen Einkaufswagen.

 

Eier. Für was brauchts ihr soviel Eier?

 

ANDI Der Bapp macht halt so gern einen Schmarrn.

 

ELISA Aber ihr brauchts doch keine Eier kaufen. Ihr habts doch selber Hennen.

 

ANDI Jetzt nicht mehr. Der Fuchs hat sie geholt.

 

ELISA Der Fuchs?

 

ANDI Weil die Tant Sophie vergessen hat, die Hennen auf d’Nacht zum Einsperrn.

ELISA Die Tant Sophie. Oh je, oh je. Wie geht’s ihr denn?

 

ANDI Wieder besser.

ELISA Wieso? Iss ihr schlecht gangen?

 

ANDI Ja. Sie ist hingefallen.

 

ELISA Du liebe Zeit.

 

ANDI Eine Fraktur am Oberschenkelhals. Ich hab im Internet nachgschaut. Im Alter steigt die Gefahr durch Osteoporose, bei der es zu einer starken Entkalkung der Knochen kommt.

 

ELISA Mei, das tut mir aber leid.

 

ANDI Jetzt liegts im Krankenhaus. Und der Bapp zahlt drauf.

 

ELISA Zahlen muss er?

 

ANDI Ja, Weil d’Tant Sophie nicht gscheit versichert ist.

 

ELISA O je, der arme Mann.

 

ANDI Ja, es fuchst ihn gscheit.

 

ELISA Und wer macht ihm jetzt den Haushalt?

 

ANDI Zuerst hab ichs probiert. Obwohl ich keine Frau bin.

 

ELISA Tapfer, tapfer.

 

ANDI Aber irgendwie hats nicht geklappt. Und jetzt hilft die Frau Firmian.

 

ELISA Die Fanny?

 

ANDI Ja, übergangsweis. Sie ist geil.

 

ELISA Wie bitte?

 

ANDI Man sagt nur so, Frau Frey. Sie ist cool. Die Fanny Firmian ist voll cool. Sie hilft dem Bapp in allem.

 

ELISA In allem?

 

ANDI Ja. Grad basteln sie miteinander.

 

ELISA So. Nennt man das jetzt Basteln.

 

ANDI Und mich hams derweil zum Einkaufen gschickt.

 

ELISA Damit sie eine Ruh haben.

 

ANDI Ja. Es ist gar nicht so leicht.

 

ELISA Was d’nicht sagst..

 

ANDI Sie basteln eine Annonce für das Wochenblatt.

 

ELISA Ah.

 

ANDI Suche liebe Frau für eine gemeinsame Zukunft.

 

ELISA So. Sucht er.

 

ANDI Bin NR, NT – 

 

ELISA Hm?

 

ANDI Nichtraucher, Nichttrinker. Und kulturell interessiert.

 

ELISA So. Ist er das.

 

ANDI Ruhiger und gutaussehender Landwirt –

 

ELISA So. Tut er das?

 

ANDI Sagt die Fanny Firmian.

 

ELISA So. Sagt sie.

 

ANDI In gesicherten Verhältnissen. Melde dich!

 

ELISA Ich. Mich.

 

ANDI Nein. Oder? Warum na net, Frau Frey.

 

ELISA Ah geh, Andi. War doch bloß Spaß ... Ja, geht’s denn da vorn nie weiter?

 

ANDI Sie machen grad noch a Kasse auf.

 

ELISA Zeit wird’s.

 

ANDI Jetzt geht’s voran.

 

ELISA Machs gut, Andi. Und an schönen Gruß daheim.

 

ANDI Schauns doch einfach mal vorbei, Frau Frey.

 

Ab hinter dem rechten Bühnenrand.

 

ELISA Diese Fanny. Der werde ich was. Die soll mir. So was. Also. Ja, wie hätten wirs denn?

 

Schimpfend ebenfalls ab.

 

 

2. Szene

 

Vorhang geht auf. Bei Josef. FANNY putzt den Boden mit Eimer und Schrubber. ELISA kommt rein. Sie trägt eine Umhängetasche.

 

 

ELISA Fanny!

 

FANNY Elisa. Ja, wo kommstn du her?

 

ELISA Ist der Josef da?

 

FANNY So, wegen dem Josef kommst. Willst ihm auch helfen.

 

ELISA Bist du jetzt seine Putzfrau, Fanny. Was zahlt er dir denn die Stund?

 

FANNY Ich helf ihm kostenlos.

 

ELISA Tust ein gutes Werk, Fanny.

 

FANNY Man kann doch nicht immer nur auf seinen Vorteil schaun, Elisa.

 

ELISA So kenn ich dich ja gar nicht. So, so. Uneigennützig.

 

FANNY Wie hammas denn?

 

ELISA Habts ihr was? Ihr.

 

FANNY Elisa!

 

ELISA Mitnand.

 

FANNY Ja.

 

ELISA ---

 

FANNY Ein herzliches Einvernehmen. Nicht was du denkst.

 

ELISA Ich? Was denk ich denn?

 

FANNY Ans Hochzeit spielen denkst.

 

Macht entsprechende Geste:

 

Ans Ringelstechen.

 

ELISA Fanny. Du hast ja eine Fantasie. Du bist ja sowas von –

 

FANNY Was bin ich?

 

ELISA Ordinär.

 

FANNY Ja, Frau Prinzessin. Weil ich nämlich die Putze bin. Und gegen ein gepflegtes Ringelstechen hätt ich nichts. Ganz im Gegenteil.

 

ELISA Du hast doch schon einen. Deinen Verlobten.

 

FANNY Und du meinst, der bringts?

 

ELISA Tut er’s nicht?

 

FANNY Besser wie gar nix. So wie bei dir.

 

ELISA Fanny!

 

FANNY Weils wahr ist. Ich sags dir auf den Kopf zu: du willst den Josef.

 

ELISA Schmarrn!

 

Reißt sich die Jacke runter.

 

FANNY Jetzt wird’s dir wieder heiß, gell.

 

ELISA Puhh. Ich bin frei. Und bleib’s. Ich brauch keinen Josef.

 

FANNY Du bist schon lang nicht mehr zufrieden mit deiner Freiheit. Gibs zu, Elisa. Du hast eine Sehnsucht.

 

ELISA Ja. Ich hab eine Sehnsucht.

 

FANNY Nach etwas, das dich ausfüllt.

 

ELISA seufzt tief.

 

FANNY Nach einem Mann.

 

ELISA Nein. Ja. Nein.

 

FANNY Nach Geborgenheit.

ELISA Ja.

 

FANNY Nach der großen Liebe.

 

ELISA Nein, nein. Die gibt’s nicht.

 

FANNY Nach dem Sinn des Lebens.

 

ELISA Ja. Nach dem Sinn des Lebens.

 

FANNY Du hast doch alles.

 

ELISA Ja, ich hab alles. Eine Tochter – 

 

FANNY Bald einen Schwiegersohn und Enkelkinder.

ELISA So pressierts auch wieder nicht.

 

FANNY Du hast Haus und Garten.

 

ELISA Eine gute Arbeit. Drei Tag die Woch.

 

FANNY Und eine allerbeste Freundin. Mich.

 

ELISA Ja, Fanny. Dich.

 

FANNY Und jetzt willst du auch noch einen Mann.

 

ELISA Ja, Fanny.

 

FANNY Aber das sag ich dir: Männer sind nicht gut für Frauen.

 

ELISA Ich weiß, Fanny. Was soll ich tun?

 

FANNY Du hast keine Chance. Nimm ihn dir!

 

ELISA Danke, Fanny.

 

FANNY Bitte, Elisa. Und jetzt geh mir aus dem Weg. Ich muss fertig putzen.

 

ELISA Zieht sich wieder an und bewegt sich ein paar Schritte weiter. Aus ihrer Tasche holt sie das Bayrische Landwirtschaftliche Wochenblatt, blättert die Annonce auf und liest:

 

Suche liebe Frau für gemeinsame Zukunft.

 

 

3. Szene

 

JOSEF tritt leise ein und versteckt sich sofort.

 

 

ELISA Bin Nichtraucher und Nichttrinker. Warum stehn dann drauß im Gang soviel leere Bierkästen?

 

FANNY Die könntest mitnehmen, wennst wieder fahrst.

 

ELISA Und kulturell interessiert. – Was meinstn damit, Fanny? Geht der Josef ins Theater. Oder liest er.

 

FANNY Nein, nein. Er sammelt.

 

ELISA Sammelt. Was?

 

FANNY Maschinen, Traktor. So ein altes Glump. Hast schon hinterm Hof geschaut, in dem Stadl. 

 

ELISA Da sind doch seine Rindviecher drin.

 

FANNY Seine Bummerl meinst. Nein, der andre Stadl. Die Traktor, die möchte er dir gwiss zeigen.

 

ELISA Wie früher. 

 

FANNY Was sagst?

 

ELISA Ah, nix.

 

Liest weiter:

 

Ruhiger und gut aussehender Landwirt.

 

FANNY In gesicherten Verhältnissen.

 

JOSEF Melde dich.

 

ELISA Seppi. Mei, hast du mi erschreckt.

 

JOSEF Schön, dass’d da bist, Lisl.

 

FANNY Ich hab grad frisch putzt. Steigts mir nicht hinein.

 

JOSEF und ELISA erstarren in der Bewegung zueinander.

 

JOSEF Lisl.

 

ELISA Josef ... Ich heiß jetzt Elisa.

 

JOSEF Elisa ... Elisa, möchst meine Traktor anschaun?

 

ELISA Josef. Du bist so einer. Net jetzt. Später.

 

FANNY Wie wärs, Josef, wenn du die Elisa ausführn tätst. Mach ihr den Hof. Lass es dich was kosten. Eine richtige Frau kriegt man nicht umeinsonst.

 

JOSEF Jawoll.

Er sucht überall herum und kramt ein paar Zettel raus.

 

ELISA Was suchstn, Josef?

 

JOSEF Die Gutscheine. Komm, mir gehn.

 

FANNY Und nehmts die leeren Biertragl mit.

 

JOSEF und ELISA ab.

 

 

Vorhang

 

 

4. Szene

 

Vor dem Vorhang. ELISA und JOSEF mit leeren Bierkästen. Die werden hin und hergeschoben und als Gegenstände imaginiert.

 

 

JOSEF Die Küch hast ja jetzt gesehen. Ich zeig dir schnell noch schnell ... Das da ist die Waschmaschin. Und die Trockenmaschin. Und da ham mir eine Bügelmaschin.

 

ELISA Aber ich –

 

JOSEF Und da drüben sind die zwei Kühltruhen. Die müßt man mal wieder ...

 

ELISA So.

 

JOSEF Und im Büro, da ist das Büro, da steht der Computer.

 

ELISA Das ist ja ein uraltes Teil.

 

JOSEF Sie hätt zwar gern einen neuen gehabt, die Kathl. Aber solang es der alte noch tut.

 

ELISA Geht sie dir recht ab?

 

JOSEF Wer. 

 

ELISA Die Kathl.

 

JOSEF Schon. Die Buchführung. Die bleibt liegen.

 

ELISA So ein Haufen Papier.

 

JOSEF Das ist die Buchführung. Seit die Kathl. Sie war Agrarbüro-Fachfrau mit Zertifikat. Kennst du dich mit Buchführung aus?

 

ELISA Ein bisschen, aber –

 

JOSEF Also, die Buchführung gehört auch auf Vordermann gebracht.

 

ELISA Soso. 

 

JOSEF Also.

 

ELISA Was also?

 

JOSEF Dann heiraten wir.

 

ELISA ---

 

JOSEF Was hastn?

 

ELISA Also. Nein, nicht. Wie kommstn da drauf?

 

JOSEF Willst mich nicht heiraten? Warum bist dann kommen?

 

ELISA Einfach so.

 

JOSEF Aber die Annonce.

 

ELISA Von der hat mir der Andi erzählt.

 

JOSEF Mein Bub?

 

ELISA Ja, der Andi im Supermarkt. Er hat mirs erzählt. Und dann wollt ichs wissen.

 

JOSEF Jetzt weißt es ... komm!

 

ELISA Wohin denn?

 

JOSEF Aufn Kreisbauerntag. Da gibt’s heut vormittag ein Freibier.

 

Sie schieben die Bierkästen raus, der Vorhang öffnet sich.

 

 

5. Szene

 

Im Festzelt. ELISA und JOSEF setzten sich an einen Biertisch. Blauweiße Deko, Girlanden, Stimmung vom Tonband: „Ein Prosit auf die Gemütlichkeit.“

 

 

JOSEF Da wär noch ein Platz.

 

ELISA Du, Josef, mir hat der eine, der Weiße, so gut gefallen. In der Zuchtvieh-Ausstellung. So ein Trumm.

 

JOSEF Mhm. Das war ein Carolä.

 

ELISA Ein was?

 

JOSEF Ein Caro-lais. Ein französischer Zuchtstier.

 

ELISA Französisch. Aha.

 

JOSEF Wo bleibtn die Bedienung?

 

ELISA Einer hat Parsival gheißen. Den Namen hab ich mir gmerkt. So ein Rotbrauner mit weiße Flecken.

 

JOSEF Mhm.

 

ELISA Oder weiß mit rotbraunen Flecken.

 

JOSEF Das war der Fleckvieh-Siegerbulle. Er hat einen RZF von einhundertelf.

ELSISA Einen was?

 

JOSEF Einen Relativzuchtwert Fleisch. 

 

ELISA Von hundertelf.

 

JOSEF Sehr anständig.

 

ELISA Aha.

 

JOSEF Zefix. Die braucht aber lang. Fräulein!

 

ELISA Da kommt sie schon.

 

JOSEF Fräulein. Endlich.

 

 

6. Szene

 

MARYLIN hilft als Bedienung aus.

 

 

MARILYN Komm schon. Bin schon da. Was darfs denn sein?

 

JOSEF Ein Bier. Nein, zwei.

 

ELISA Ich will aber keins.

 

JOSEF Kein Freibier?

 

ELISA Lieber ein Radler.

 

JOSEF Gut, ein Frei-Radler. Für die Frau Frey ein Frei-Radler. Da gilt mein Gutschein auch, gell, Fräulein.

 

Gibt ihr zwei Gutscheine.

 

MARILYN Da muss ich mich aber erst erkundigen.

 

JOSEF Das muss eine doch wissen.

 

MARILYN Ich fang grad an. Tschuldigung.

 

MARILYN ab.

 

 

7. Szene

 

 

ELISA Hab doch eine Geduld, Josef. Du warst doch früher nicht so.

 

JOSEF Früher.

ELISA Da warn wir noch jung. Gell.

 

JOSEF Das ist lang her.

 

ELISA Weißt noch, Josef? ... Seppi. Seppi hast damals gheißen.

 

JOSEF Und du Lisl.

 

ELISA Und wie wir immer ... weißt noch?

 

JOSEF Was meinst jetzt?

 

ELISA Ringlstechen gspielt ham. Im Stadl.

 

JOSEF Hinterm Traktor. Ja, ja. Den hab ich noch, den alten Hanomag R 40. Ein Einzylinder. Der ist zwischen 42 und 51 baut worden.

 

ELISA Mir warn Kinder. Jung, so jung.

 

JOSEF Du hast dich gut gehalten, Lisl.

 

ELISA E-li-sa.

 

 

8. Szene

 

MARILYN kommt mit zwei Masskrügen.

 

 

MARILYN Ein Helles, ein Radler. Das Radler geht auch auf Gutschein. Und was zum Essen?

 

JOSEF Ja, einen Giggerl.

 

MARILYN will gehen.

 

JOSEF Moment, Fräulein. Gleich hab ich ihn. Den Gutschein fürn Giggerl.

 

ELISA Für den Giggerl hast auch einen Gutschein?

 

JOSEF zu MARILYN:

 

Mach zwei halbe Giggerl draus. Auf zwei Teller. Und fei schön resch und fleischig.

 

ELISA Halt. Und eine Breze, eine große.

 

MARILYN Und eine große Breze. Sofort. 

 

MARILYN ab.

 

 

9. Szene

 

 

JOSEF Da hab ich aber keinen Gutschein dafür. Für eine Breze.

 

ELISA Die Breze spendier ich.

 

JOSEF Das geht doch nicht.

 

ELISA Das geht schon. Es ist nicht mehr so wie früher.

 

JOSEF Wenst meinst. Prost.

 

ELISA Auf dein Wohl.

 

Beide stoßen an und nehmen den ersten Zug.

 

JOSEF Aah. So gut ... Das Bier ist immer gut. So gut wie früher.

 

ELISA Früher warst du auch jünger, Josef. Nicht bloß ich.

 

JOSEF Und dümmer. Wenn ich gscheit gwesen wär, hätt ich dich gleich.

 

ELISA Was gleich? Gheiratet?

 

JOSEF Ja.

 

ELISA Aber ich war doch kein Bauerndirndl. Mich hättst du ja gar nicht. Mein Vater war Beamter. Der hätt dich.

 

JOSEF Was hätt er mich?

 

ELISA Mei ...

 

JOSEF Wär ich ihm nicht gut genug gewesen? Als ein Bauer. Deinem Beamtenvater, deinem notigen.

 

ELISA Wie redest du denn von meinem Vater? Er hats ja nur gut gemein.

 

JOSEF So.

 

ELISA Ja.

 

JOSEF Vielleicht hast du selber keinen Bauern nicht mögen.

 

ELISA Damals. Mei ... Stimmt schon. Damals hätt ich keinen Bauern mögen.

 

JOSEF Und jetzt mögerst schon einen?

 

ELISA Vielleicht.

 

JOSEF Mich vielleicht?

 

ELISA Ah, da kommt der Giggerl.

 

 

10. Szene

 

MARILYN mit zwei Tellern.

 

MARILYN Ein halber Giggerl für die Dame. Bittesehr. Und ein halber für den Herrn. Guten Appetit.

 

ELISA Danke. Und wo ist die Brezn?

 

MARILYN Jetzt hab ich die Brezn total vergessen. Ich brings sofort.

 

MARILYN ab.

 

 

11. Szene

 

 

ELISA ruft MARILYN nach:

 

Und Servietten. Was hat die bloß in ihrm Kopf?

 

JOSEF Einen Kerl. So wie die ausschaut. Mahlzeit.

 

ELISA Einen Guten, Josef.

 

JOSEF haut sich das Giggerl rein.

 

ELISA zupft zögerlich.

 

 

Vorhang

 

 

12. Szene

 

Vor dem Vorhang. JOSEF und ELISA gehen an imaginierten Buden vorbei.

 

 

JOSEF Magst eine Zuckerwatte, Elisa. Oder gebrannte Mandeln? Wie wärs?

 

ELISA Hast jetzt deine Spendierhosn an, Josef.

 

JOSEF Magst oder magst nicht? Was Süßes. Für dich.

 

ELISA Geh. Du bist so einer.

 

JOSEF Ich könnt dir auch eine Rose schießen.

 

ELISA Eine?

 

JOSEF Zwei.

 

ELISA Drei. Drei Rosen, Josef.

 

JOSEF Weil du es bist, Elisa.

 

Pantomime: JOSEF legt an, zielt und schießt dreimal hinter den Vorhang am rechten Bühnenrand. Es knallt dreimal. Eine Hand reicht ihm drei Rosen. Die gibt er an ELISA weiter.

 

ELISA Josef, du bist so einer.

 

Sie küßt ihn.

 

 

 

Beide ab, Vorhang auf.

III. Akt

 

1. Szene

 

Bei Elisa. In einer Vase auf dem Tisch die drei Papierrosen. Neben der Expressomaschine steht jetzt ein CD Player, aus dem orientalische Musik tönt. ELISA und FANNY tanzen dazu in schwarzen Bodys mit einem Glitzertuch um die Hüften.

 

 

FANNY Jetzt konzentrier dich, Elisa! Großer Hüftkreis, rechts und, links und. Becken hinter, Becken vor. Ok. Und da di, da damm. Eins, zwei, drei und. Eins, zwei drei. Die Arme nicht vergessen. So und kreisen, und da di, da damm. 

Was ist denn? Dauernd kommst draus. Und am Montag beim Bauchtanz blamieren wir uns wieder.

 

ELISA Das ist mir egal. Da di, da damm. Da di, da damm. Hoppala.

 

FANNY Wo hastn deinen Kopf?

 

ELISA Beim Josef. Da di, da, da.

 

FANNY Ich rate dir ab. Vom Josef.

 

ELISA Warum denn?

 

FANNY Der Josef ist kein Mann für dich, Elisa. Er ist gniggert.

 

ELISA Gniggert?

 

FANNY Geizig.

 

ELISA Nein, er ist sparsam.

 

FANNY Er kann nur anschaffen.

 

ELISA Gell, er ist so bestimmt.

 

FANNY Ungeduldig ist er.

 

ELISA Weil er weiß, was er will.

 

FANNY Brummig ist er. Brummig wie Bruno.

 

ELISA Welcher Bruno?

 

FANNY Der Bär. Den sie damals erschossen haben.

 

ELISA Zu mir nicht. Zu mir ist er lieb, der Bär.

 

FANNY So.

 

ELISA Ja.

FANNY Und maulfaul. Er interessiert sich nur für seine Traktor, seine Spezln vom Gemeinderat, für die Preise vom Mastvieh.

 

ELISA Ja, da kennt er sich aus. Mit dem RZF.

 

FANNY Ha?

 

ELISA Mit dem relativen Zuchtwert Fleisch.

 

FANNA Was d’nicht sagst. Und er lasst keine Subvention aus. Jedes Brüssler Schnäppchen nimmt er mit. – Aua.

 

ELISA Was ist denn?

 

FANNY Ich hab mir. Au. Mach mal die Musik leiser, Elisa. Mein Gnack.

 

ELISA Gleich, Fanny.

 

Sie macht den CD Player leiser.

 

Setz dich hin. Ich massier dich.

 

FANNY Ja, da. Jaah. Gut.

 

ELISA Du gehst also immer noch zum Josef und hilfst ihm.

 

FANNY Jeden Tag. Auu. Nicht so fest.

 

ELISA Entschuldige.

 

FANNY Aber nicht mehr lang. Ich arbeit mich ja auf. Was glaubst du, was bei dem alles zum Tun ist.

 

ELISA Er ist doch auch fleißig. Nicht bloß du. Ackern, eggen, walzen, säen, spritzen und so. Was ein Bauer halt tut. Und die Tiere füttern.

 

FANNY Die Bummerl. Da geht er in den Stall und drückt auf ein paar Knöpf, damit das Futterband läuft. Ausmisten geht auch automatisch. Ich, ich koch ja bloß, kauf ein, richt hin, räum ab, spül ab und wisch danach alles durch. Wenn die Wasch dran ist, muss sie sortiert werden, in 30, 60, Koch- und Dreckwasch. Und danach aufghängt –

 

ELISA Er hat doch einen Trockner.

 

FANNY Nicht bei dem schönen Wetter. Da mag er einen guten Geruch in der Wasch, dein Josef. Geflickt will er sie auch haben. Was meinst, wie der seine Hemden und Hosen aufarbeitet. Die nehm ich heim und flick sie bei mir.

 

ELISA So blöd wär ich nicht.

 

FANNY Meinst ich hock bei ihm allein auf d’Nacht. Weil der Herr Bauer jeden Abend einen anderen Termin hat. Am Montag einen bei der freiwilligen Feuerwehr. Am Dienstag und Mittwoch sind Besprechungen im Roten Hahn, am Donnerstag Informationsabend mit dem Gemeinderat beim Griechen und am Freitag, was war jetzt gleich wieder am Freitag? Ah, ja: Schafkopfen beim Huberwirt in Machtlfing.

 

ELISA Bei mir tät er das nicht.

 

FANNY Nein? Das bist ja noch viel blöder als wie ich: Du bist verliebt.

 

ELISA Und du bist eifersüchtig. Gibs zu, Fanny.

 

FANNY Wennst meinst.

 

ELISA Er liebt mich.

 

Riecht an den Papierrosen.

 

Er will mich heiraten.

 

FANNY Dann ghörst der Katz, Elisa. Hast denn gar keinen Verstand mehr? Bloß noch Hormone?

 

ELISA Weil du ihn mir nicht gönnst.

 

FANNY Au, Elisalein. Nicht so grob. Dankschön fürs Massieren. Jetzt kommst du dran.

 

Sie wechseln die Plätze. FANNY massiert ELISA.

 

ELISA Aah.

 

FANNY Ich gönn ihn dir ja, deinen Josef. Locker, bleibt ganz locker.

 

ELISA Mein Josef. Ah. Weiter unten, Fanny. Ja, da. Nein, jetzt bist zu weit. Mehr oben. Ja, da. Uuh, tut das guut.

 

FANNY Vielleicht tut dir ja auch der Josef gut.

 

ELISA Und wie. Ich freu mich schon so drauf. Aah. Da iss gut. Daa. Jaaa. Ich möcht –

 

FANNY Die Betten beziehen.

 

ELISA Mit Bettwasch, die nach Sonne riecht. Jaah. Uuh.

 

FANNY Und jeden Samstag wechseln. Für zwölf Personen. 

 

ELISA Wieso zwölf? Der Josef und ich, wir sind doch bloß zu zweit.

 

FANNY Denkste, Puppe. Die Kathl, deine Vorgängerin, hat am Austrag anbaun lassen. Drei Gästezimmer oben, drei unten. Entstpann dich, Elisa. Für Ferien auf dem Bauernhof.

 

ELISA Ferien auf dem?

 

FANNY Bauernhof. Mit sechs Ikea-Doppelbetten.

 

ELISA Ikea?

 

FANNY Für das Gschwerl.

 

ELISA Gschwerl?

 

FANNY Die Stadterer. Da hast du genug zum Tun.

 

ELISA Hör auf. Es tut ja weh.

 

FANNY Das wollt ich net.

 

ELISA Jetzt ist mir. Irgendwie. So kalt.

 

FANNY Sonst ist dir immer zu heiß. Zieh dir was an.

 

ELISA Die Strickjacke. Oben.

 

FANNY Wart, ich hol sie dir.

 

FANNY ab.

 

 

2. Szene

 

 

ELISA macht die Musik wieder lauter und tanzt nur für sich. Dabei wird ihr wieder warm und fröhlich zumute.

 

ELISA Ferien auf dem Bauernhof ... Ach was. Das wird schon. Josef. Mein Seppi. Mein Prinz.

 

Nimmt die Papierrosen und tanzt weiter.

 

Wie der schießen kann, mein Josef. So gut hat er dabei ausgeschaut. Richtig scharf. Und wie er riecht. Ein bissl nach Schmieröl, ein bissl nach Stall und ganz viel nach ihm selber. Aah, ich mags. Und erst sein Kuss. Der hat mich aufgweckt. Als ob ich das Dornröschen gewesen wär. Mir ist ganz anders. So kitzlig. Schmetterling im Bauch und alles ... 

Eins, zwei drei. Da di, da damm. Ah. Und so schöne Augen hat er. Wie er mich angschaut hat. Blau sind sie. Himmelblau. (Oder braun/samtbraun, grün/geheimnisvoll.) Ich will mit ihm. Jawoll. Da di, da damm.

 

 

3. Szene

 

JOSEF im Trachtenanzug. Er schaut ELISA schon eine Weile beim Tanzen zu. Hinter ihm FANNY, die sich bereits wieder umgezogen hat.

 

JOSEF S’God.

 

ELISA Josef. Du.

 

JOSEF Ja, i. Elisa.

 

ELISA Wie bistn reinkommen?

 

JOSEF Durch d’Tür.

 

FANNY Du hast es net läuten hörn, Elisa.

 

JOSEF Vor lauter ausländischem Gedudel.

 

FANNY Ich hab ihm aufgmacht. Elisa, da, deine Strickjacke.

 

ELISA Des ist kein ausländisches Gedudel.

 

Legt die Jacke über die Sofalehne.

 

Das ist ein Rhaks Sharki, ein orientalischer Tanz.

 

FANNY ... Also, dann geh ich.

 

JOSEF Wegen mir net, Fanny.

 

ELISA Machs gut, Fanny. Bis Montag.

 

FANNY Um sieben in der Volkshochschul.

 

ELISA Pfüati, Fanny.

 

FANNY Pass auf di auf, Elisa.

 

ELSIA Tu ich.

 

FANNY Bleib sauber. 

 

ELISA Pfüagod, hab i gsagt.

 

FANNY Und vergiss net, was i gsagt hab.

 

FANNY ab.

 

 

4. Szene

 

JOSEF und ELISA. Verlegenheit breitet sich aus.

 

 

ELISA Endlich.

 

JOSEF So eine.

 

ELISA Josef.

 

JOSEF Lisl.

 

ELISA Ich, ich muss mir was anziehn.

 

JOSEF Na, net. Tanz no einmal.

 

ELISA Des gfallt dir?

 

JOSEF Scho.

 

ELISA Nein, nimmer.

 

JOSEF Warum net?

 

ELISA Ich genier mich.

 

JOSEF Du hast zerst so gut ausgschaut. Da könnt einem ganz heiß wern.

 

ELISA Und. Iss dir heiß worn?

 

JOSEF Scho. Lang amoi her.

 

Er führt ihre Hand nach unten.

 

ELISA Du Bär, du.

 

Sie legt ihm die Hand auf die Stirn.

 

Richtig schwitzen tust.

 

JOSEF Lisl. I wui di.

 

ELISA Wie damals im Stadl.

 

JOSEF Hinterm Traktor. Woaßt d’as no?

 

ELISA Da warn mir no kloa.

 

JOSEF Jetzt samma groß.

 

ELISA Und alt.

 

JOSEF Alt gnua zum

 

ELISA zum Ringelstechen.

 

JOSEF Lisl, Lisl.

 

Will sie aufs Soga legen.

 

ELISA Na, net. I bin koa Lisl mehr. Hör auf.

 

JOSEF Du ghörst mir.

 

ELISA Nein, das tu ich net.

 

JOSEF I brauch di.

 

ELISA Lass mich aus.

 

JOSEF Bleib da.

 

ELSIA Des geht mir z’schnell.

 

JOSEF Wo willstn hi?

 

ELISA ab.

 

 

5. Szene

 

 

JOSEF Was hatsn? Vielleicht war i z’stierig. So oan wie mi iss net gwohnt, d’Lisl ... Aber. I brauchs. Glei. So jedenfalls geht’s nimmer weiter. D’Fanny is ja nur übergangsweis ... I brauch a Bäurin. Fürn Betrieb und für mi. Und d’Lisl is die richtige. Meinetwegn  Elisa ... Sie geht mir nimmer ausm Kopf. Den Traktor, hinter dem mir damals Ringelstechen gspuilt ham. Den hab i nia ausrangiert. Den hab i b‘halten. Zwegen dem. Der erste von meiner Sammlung.

 

Schaut sich um.

 

Sauber hats ihr Sach beinand ... Der Garten drauß: Eins A und d’Tochter scho ausm Haus. Des passt ... I hab mi erkundigt: alles schuldenfrei und der Grund, der is aa was wert ... Sie hauts Geld net naus. Das da san koane neuen Möbel ... Bloß die Kaffeemaschin. So an Schickimicki-Schmarrn brauchts do net.

 

 

6. Szene

 

ELISA kommt zurück. Sie trägt jetzt was Ländliches.

 

JOSEF So gfallst mir.

 

ELISA So bin ich dir recht, gell.

 

JOSEF So pass ma zsamm.

 

ELISA Das tät dir so passen.

 

JOSEF Dir net?

 

ELISA Mei ... Magst an Latte Macchiato?

 

JOSEF Ein Kaffee wär mir lieber.

 

ELISA Und was dazu? Kekserl hätt i.

 

Sie macht die Espressomaschine an und holt eine Packung Kekse aus dem Sidebord. Derweil hat JOSEF ein Buch entdeckt und setzt sich damit aufs Sofa.

 

JOSEF Die Küche Südfrankreichs. Ah, da schau her. Da sind ja lauter Buidl drin.

 

ELISA Ja. Des hat mir dFanny gliehn.

 

JOSEF Und. Hast scho was rauskocht?

 

ELISA Nein. I bin no net dazukommen.

 

Setzt sich zu JOSEF aufs Sofa.

 

 Kochst du gern?

 

JOSEF Schon. Bsonders an Kaiserschmarrn.

 

ELISA Ich ess gern. Kochen mag ich nimmer recht.

 

JOSEF Schad.

 

ELISA Mei ... Da, schau. Ein Gratin dauphinois. (Spricht es richtig aus.) Tätst du mir das einmal machen?

 

JOSEF Ein Grata Do –

 

ELISA Fin –

 

JOSEF No-

 

ELISA A.

 

JOSEF Aa? (Macht den Nasallaut nach.) Warum na net. San eh bloß Kartoffeln, Eier, Milch und Käs. Soweit i des sehg.

 

ELISA Und ein Mehl. Du bist so süß, Josef. Soweit du des sehgst. Und ... richtig gut zum Anlehnen.

 

JOSEF Des kannst öfters ham, Elisa. Allweil an Mann an deiner Seite.

 

ELISA Mhm.

 

JOSEF Überleg dirs.

 

ELISA Mhm. Des dua i.

 

JOSEF I kann dir aa was bieten.

 

ELISA Mmh.

 

JOSEF Hättst ausgsorgt.

 

ELISA I hab koane Sorgen. Der Kaffee ist fertig.

 

Serviert zwei Tassen.

 

Milch, Zucker?

 

JOSEF Danke. Uh, hoaß.

 

ELISA Musst blasen.

 

JOSEF Aha ... Wennst mi heiratst, Elisa, stehst ganz anders da.

 

ELISA Wie denn?

 

JOSEF Als eine Ehefrau.

 

ELISA Das war ich schon mal. Einmal neidappt langt.

 

JOSEF Aber mit mir. Als Mann.

 

ELISA Das tät mich schon reizen. Mit dir als ein Mann. Aber ich bin schon so ... also, nicht mehr so jung. Ich, mein, du tätst dir bald eine Jüngere suchen.

 

JOSEF So ein Schmarrn.

 

ELISA Kaiserschmarrn.

 

JOSEF Semmelschmarrn.

 

ELISA Kartoffelschmarrn.

 

JOSEF Griesschmarrn.

 

ELSIA Jetzt fallt mir keiner mehr ein.

 

JOSEF Also, kein Schmarrn: Ich heirat dich.

 

ELISA Aber ich dich nicht.

 

JOSEF Net?

 

ELISA Nein, nicht.

 

JOSEF Dann brauchst nimmer in die Arbeit gehn.

 

ELISA Ich geh aber gern in meine Arbeit. Weil ich dann mein eigenes Geld hab.

 

JOSEF Geld, Geld. Das kann doch nicht sein, dass dir das Geld so wichtig ist.

 

ELISA Doch. Dir vielleicht nicht?

 

JOSEF Das ist was andres.

 

ELISA Nur wenn eine Frau ein eigenes Geld hat, ist sie frei.

 

JOSEF Jawoll, Frau Frey.

 

ELISA Mach dich nur lustig. Ich meins ernst. Ich mag nicht von dir abhängig werden.

 

JOSEF Das ist doch kein Problem.

 

ELSIA Für dich nicht. Aber wenn ich ein eignes Geld hab, kann ich tun, was ich will.

 

JOSEF Und lassen. Du kannst es auch bleiben lassen. Elisa. Hergottzack, man muss Kompromisse machen, wenn man sich zusammentut.

 

ELISA Kompromisse. Ich?

 

JOSEF Ja, du.

 

ELSIA Und du?

 

JOSEF Wieso ich? Ich komm dir eh schon entgegen.

 

ELISA Nein, nein, Josef. Stell lieber eine Betrieblsleiterin ein.

 

JOSEF Eine Betriebsleiterin? ... Du bist mir lieber.

 

ELISA Das glaub ich dir gern. Was tätst mir denn zahlen?

 

JOSEF Zahlen? Meiner Frau zahl ich doch kein ... ein Taschengeld.

 

ELISA Nein, danke. Und ich mag mein Haus und meinen Garten nicht aufgeben.

Zieh doch du zu mir.

 

JOSEF Spinnst jetzt?

 

ELSIA Mir passen net zsamm, Josef.

 

JOSEF Dann such ich mir halt eine andre.

 

ELISA Eine ausm Osten. Eine andre kriegst eh nicht.

 

JOSEF So eine ist fleißig. Und Ringelstechen kann man mit so einer auch. Mit einer Frau aus dem Osten.

 

ELISA Du, du ... Und arbeiten kann man sie lassen. Bis zum Umfallen.

 

JOSEF Jetzt aber.

 

ELISA Deine Frau sein ist ja lebensgefährlich.

 

JOSEF Elisa.

Haut auf den Tisch.

 

Jetzt reichts aber. Jetzt geh ich.

 

ELISA Du brauchst eine Bäurin. Nicht mich. Mich persönlich.

 

JOSEF Schon. Nur dich. Du, du – 

 

ELISA Ja. Ich, ich. Ich wasch und bügel und putz dann persönlich für dreizehn Leut.

 

JOSEF Dreizehn. Wieso dreizehn? Du und ich – 

 

ELISA Du und deine zwölf Feriengäste. Und ich.

 

JOSEF Auweh. Wer hat dir denn das erzählt?

 

ELISA Meine Freundin, die Fanny. 

 

JOSEF Deine Freundin. Die Fanny.

 

ELISA Allein die Bettwäsch.

 

JOSEF Mir ham doch eine Waschmaschin. I hab sie dir zeigt.

 

ELISA Und einen Trockner. Ich hab ihn gesehn. Und im Sommer auf die Leine. Damit es gut riecht.

 

JOSEF Das ist doch nicht so wichtig, wie dene ihr Wasch riecht. Elisa. Wir heiraten. 

 

ELISA Nein, Josef. Ich bleib Witwe.

 

JOSEF Eine lustige Witwe. Haha.

 

ELISA Gar nicht lustig. Du gehst mir jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf. Ich ghör jetzt schon der Katz. Ich bin schon nicht mehr frei.

 

JOSEF Dann leckst mich. Kreuzweis.

 

ELISA Muss es gleich sein?

 

JOSEF Und spiralenförmig.

 

JOSEF will wieder gehen.

 

ELISA Josef. Halt. Bleib da. Josef ... Willst du mein Geliebter werden?

JOSEF Ja. Was? Nein.

 

ELISA Warum nicht.

 

JOSEF Weil. Weil es sich nicht gehört.

 

ELISA Du denkst was die Leut denken.

 

JOSEF Ich will dich ganz oder gar nicht.

 

ELISA Ich will die Freud und nicht die viele Wasch.

 

JOSEF Es wird geheiratet oder nicht.

ELISA Dann halt nicht.

 

JOSEF Sei doch nicht so bockig.

 

ELISA Ich. Bockig.

 

JOSEF Zickig. Wia a Goaß.

 

Vorhang

 

 

PAUSE

IV. Akt

 

1. Szene

 

Bei Josef. Wieder das Dreiersofa mit Fernseher davor. Und ein Telefon, dessen Hörer nicht aufgelegt ist. Alles ist verschlampt. JOSEF, allein vor der Glotze, schaufelt Kaiserschmarrn direkt aus der Pfanne.

 

 

MÄNNLICHE STIMME           Heute bringen wir am siebten Sonntag nach Pfingsten (15. Juli) das Geläut der Stadtpfarrkirche Mariä Empfängnis in Weilheim, einem Juwel des Frühbarrock im Pfaffenwinkel.

 

Es fängt an zu läuten und wird immer mächtiger.

 

JOSEF           Scheiß Weiber ... Goaß, blede ... Mähäämähää ...

 

 

2. Szene

 

HANS tritt ein.

 

 

HANS                        Grüaß di.

 

JOSEF                        Der Josef.

 

HANS                        Iss erlaubt?

 

JOSEF                        Hol dir a Bier.

 

HANS           holt von draußen ein Flaschl Bier, setzt sich, öffnet.

                        Prost.

 

JOSEF                        Prost.

 

HANS           Dass du bei dera Hitz an Schmarrn magst. I hab beim Wirt an Wurstsalat im Garten. War echt guat. Warum bistn net kumma, nach der Kirch.

 

JOSEF                        Weil i davor net in der Kirch war.

 

HANS                        Jetzt mach amoi den Krach aus.

 

JOSEF                                 Stellt das Geläut ab und die leere Pfanne auf den Fernseher.

 

HANS                        Hast du was, Sepp. Du hast was.

 

JOSEF                        Ko scho sei.

 

HANS                        Wasn?

 

JOSEF                        Ah, nix. Schweißweiber.

HANS                        Daher weht der Wind.

 

JOSEF                        Gschlitzts Gschwerl.

 

HANS                        Jetzt aber.

 

JOSEF                        Weils wahr is. Und so bled. Alle miteinand.

 

HANS                                                trinkt, pfeift, überlegt.

 

                        Find i net.

 

JOSEF                        Was findst du net?

 

HANS                        Dass alle Weiber bled san. Eine iss net.

 

JOSEF                        Grad die.

 

HANS                        Na, net.

 

JOSEF                        Jo, scho.

 

HANS                        Net d’Fanny. Die is –

 

JOSEF                        D‘Fanny? I hab gmeint, du redst von der Lisl. Der E-li-sa.

 

HANS                        I muss dir was sagn: I habs fei ... alle zwoa.

 

JOSEF                        Ha? Alle zwoa?

 

HANS                        Auf oan Schwung und ohne Pause.

 

JOSEF                        Sakra!

 

HANS                        Fünf Stund lang.

 

JOSEF                        Fünf Stund.

 

HANS                        Auf Paris umi gfahrn.

 

JOSEF                        Paris.

 

HANS                        Im Truck, in meim Laster, weißt. A Ladung Leberknödl hab i –

 

JOSEF                        Nach Paris.

 

HANS           In Dosen. I mag ja keine Leberknödel aus der Dosen, aber die Pariser scheints.

 

JOSEF                        Die mögn aa Frösch,die Franzosen.

 

HANS                        Und Austern.

 

JOSEF                        So a Gschlams.

 

HANS                        Kann ma obi-schwoam. Mit Weißwein aus so am Kühler. In so am Restaurant.

 

JOSEF                        Und d’Elisa?

 

HANS                        Der hats aa gschmeckt. Sie bräucht mal einen Abstand hats gsagt.

 

JOSEF                        Hats gsagt.

 

HANS           Und d’Fanny hat gsagt, dass sie die Venus von Milo o’schaun will. Und einen Tapetenwechsel könnt sie aa brauchen, hat d’Fanny gsagt.

 

JOSEF           Tapetenwechsel. I hab gar koane Tapeten. Rauhputz, siehst? Ihr Schürzen hats mir hinghaut und gmoant, dass i ab jetzt mein Dreck selber wegmachen könnt. Und mi gfragt, ob i den Unterschied zwischen einer Ehefrau und einer Putzfrau wissen tät.

 

HANS                        Und, woaßtn? An Unterschied zwischen einer Ehefrau und einer Putzfrau.

 

JOSEF                        Eine Ehefrau machts umsonst, und eine Putzfrau musst du zahlen.

 

HANS                                                lacht.

 

                        A Ehefrau machts umeinsonst, und eine Putzfrau, die musst du zahlen.

 

JOSEF           Des is fei net zum Lachen. I brauch gar koane Weiber mehr. I kimm ohne z’recht.

 

HANS                        Wennst moanst. Aber schöner iss scho mit.

 

 

3. Szene

 

ANDI und MARILYN auf.

 

 

ANDI           Bappa, grüaß di.

 

HANS           Ja, der Andi.

 

ANDI           Grüß dich, Onkel Hans. I hab mir denkt, i schau mal beim Bapp vorbei. Sei Telefon war dauern belegt. Und na hab i mir denkt, es könnt ja was passiert sein. Vielleicht was Schlimmes, ein Herzinfarkt –

 

JOSEF           I? An Herzinfarkt.

 

ANDI           Ja, wie d’Mamm. Weißt, Onkel Hans, weil ihm wahrscheinlich in letzter Zeit alls zuviel worn ist, dem Bapp. Und dann is  er zsammbrochen und hat nachm Telefon glangt und wollt noch um Hilfe.–

 

JOSEF           Du hast ja eine sauberne Fantasie.

MARILYN                                 legt Hörer auf.

 

ANDI           Mei, es hätt ja –

 

HANS           Wen hastn da mitbracht, Andi?

 

JOSEF           A Bedienung. Ausm Festzelt.

 

ANDI           Des ist meine neue Freundin.

 

MARILYN           I bin d’Marilyn.

 

JOSEF           Sauber, sag i. Kannst glei abservieren, Marilyn. Die Pfann ghört in d’Küch.

 

ANDI           Bapp!

 

MARILYN                                 nimmt die Pfanne vom Fernseher und geht sexy ab,

                                              die Männer glotzen hinterher.

 

 

4. Szene

 

 

HANS                                 pfeift anerkennend.

 

ANDI           Geil, gell.

 

JOSEF           Mmh.

 

ANDI           Des is mei Zufkünftige.

 

HANS                                 pfeift wieder.

 

ANDI           Sie is am Huberwirt von Machtlfing sei Dirndl.

 

HANS                                 pfeift.

 

 

5. Szene

 

MARILYN kommt wieder, schmiegt sich an ANDI.

 

 

MARILYN           Andi.

 

ANDI           Marilyn.

 

HANS           Also. Na geh i wieder.

 

JOSEF           Bleib no da, Hans.

 

MARILYN           Andi. Gehst mit mir naus?

ANDI           Klaro, Schatzi.

 

MARILYN           In d’Küch zum Abspülen. Da schauts fei echt krass aus.

 

                                   MARILYN und ANDI eilen Hand in Hand hinaus.

 

 

6. Szene

 

 

HANS                                 pfeift.

 

JOSEF           Da sagst nix mehr.

 

HANS           Die jungen Leut heutzutags. Jetzt pack i’s aber. Pfüatdi, Sepp.

 

JOSEF           Pressierts dir so?

 

HANS           I bin verabredt.

 

JOSEF           Mit wem denn?

 

HANS           Mit der Fanny. Sie will sich mit mir verloben.

 

JOSEF           Glückwunsch.

 

HANS           Merci. Pfüagod, Sepp.

 

                                              HANS ab.

 

 

7. Szene

 

 

JOSEF           A so a alter Depp. Der und d’Fanny ... Mi hats net hinlassen. Was hat der, was i net hab?

 

                                              Man hört aus der Küche Marilyns Lachen.

 

Ah, jetzt bin i ausm Schneider. Jetzt hab i oane für mich. Die Marilyn. Also, Namen hams dir heutzutag. Die Marilyn muaß glei einsteign in mein Betrieb. Sonst derfs net mit meim Andi ...

 

 

8. Szene

 

MARILYN und ANDI kommen wieder.

 

 

MARILYN           Fertig.

 

ANDI           Jetzt schauts wieder super aus in deiner Küch, Bapp.

JOSEF           Also, Marilyn. Du gfallst mir. Wann werd na gheirat?

 

ANDI           Geh, Bapp. Soweit denken mir doch no net.

 

MARILYN           I scho, Andi. I denk schon so weit. Aber zerst mach ich auf der Fachhochschul mei Abschlussprüfung. Des is in drei Wochen.

 

ANDI           Cool.

 

JOSEF           Als was denn?

 

MARILYN           Als Haushälterin.

 

JOSEF           Tüchtig, tüchtig. Und na kummst zu mir. Ins Praktikum.

 

MARILYN           Gern, Herr Bauer. Aber davor mach i Ferien und danach an Bachelor in Food Management.

 

JOSEF           Ha?

 

MARILYN           Food Managment. Des is was für die Zukunft.

 

ANDI           Das hast mir no gar net verzählt, Marilyn.

 

JOSEF           Und was is a Food Management?

 

MARILYN           Das hat was mit Ernährung z’doa und mit Kochen und so und wie man damit Kohle macht. Und der eine Koch vom Fernsehen, der Dings, der Lofer, der gibt da an Kurs.

 

JOSEF           Und was is mit meim Betrieb?

 

MARILYN           Den übernimm i, wenn i an Andi gheirat hab.

 

Schaut auf die Uhr.

 

Ey, jetzt pressierts aber.

 

ANDI           Wo willstn hin?

 

MARILYN           I hab heut no an Termin im Sportheim.

 

ANDI           Wegen was?

 

MARILYN           Rope Skipping.

 

JOSEF           Ha?

 

MARILYN           Rope Skipping. Zum Trainieren.

 

                                              Zieht Seil raus, skipped.

 

ANDI           Ah, Seilhupfen.

 

MARILYN           Für Fortgeschrittene. See you later –

 

ANDI           Aligator.

 

MARILYN           Tschühüss, Herr Bauer.

 

                                              MARILYN skipped ab.

 

 

9. Szene

 

 

JOSEF           Hupfst du net mit?

 

ANDI           Bappa, mir müssen no redn mitnand.

 

JOSEF           Reden. Über was denn?

 

ANDI           Äh. Also. Bapp. Ganz objektiv. Also, i moan. Du bist nimmer der Jüngste ... Du musst ja no net glei. Oder total. Teilweise genügt. Aber bald.

 

JOSEF           Übergebn.

 

ANDI           Des hast fei schnell gschnallt, Bapp. Alle Achtung. Ich möchte, dass du mi über dei finanzielle Situation informierst. Schließlich bin i eines Tages der verantwortliche Betriebsleiter da.

 

JOSEF           Da dada. Auf diesem Grund und Boden.

 

ANDI           Genau. Deswegn will ich dir beweisen, Bapp, dass ich dein Vertrauen verdiene.

JOSEF           Aha. Und wie willst des machen?

 

ANDI           Indem dass du mich jetzt schon in deine Entscheidungen miteinbeziehst. Sonst kann ich mich mit dem Betrieb nicht identifizieren, Bapp, und bin ergo wenig motiviert.

 

JOSEF           Gscheitschmatzer. Hast des ausm Internet?

 

ANDI           Nein, ausm Wochenblatt. Und da steht, dass du umstellen musst, Bapp. Bummerl und Braugerste san out. Die Zukunft heißt Bio.

 

JOSEF           Bio.

 

ANDI           Ja, Ethanol, Mais, Raps, ecetera, die nachwachsenden Rohstoffe. Das ist die Entwicklung. Inovativ und ganzheitlich, woaßt scho. Des geht rasant.

 

JOSEF           Und i ghör zum alten Eisen, moanst. Am liebern tätst mi glei ins Grab legn. Neben d’Mamm. Hab i recht?

 

ANDI           Na, Bapp. So moan i’s net. Geh, mach dirs Leben do net so schwer. Lass aus!

 

JOSEF           Das tät dir so passen. Auslassen. Über mei Sach bestimm no allweil i. I alloa. Und ohne di.

 

ANDI           Überleg dirs, Bapp.

 

JOSEF           Du derfst jetzt geh. Aber gleich.

 

ANDI           Des müssma ausdiskutieren, Bapp.

 

JOSEF           Schau, dass weiter kimmst. Naus!

 

ANDI           Pfüatdi, Papp. Denk  drüber nach, über dei Zukunft.

 

                                                         ANDI ab.

 

                                                         Vorhang.

 

 

10. Szene

 

JOSEF allein vor dem Vorhang, geht zornig auf und ab.

 

 

JOSEF           Wies dem pressiert, dem Krüppel. Mir mei Gwalt nehmen, mei Geld und mei Sach ... Wo i do no gar net alt bin. I bin do no. Mitten drin in meim Leben. Übergebn sollert i, glei und auf der Stell ...

Tot neberm Telefon. So hätt er mi gern. Na, na, mein Herr Sohn. So hamma net gwett ... I bin no lebendig. I bin no da, voll da. I lass mir nix mehmen von so einem Bürscherl. A so a –

                       

                                              Das Telefon klingelt.

 

                        Wo isn s’Telefon.

 

                                              Man reicht es ihm aus dem Vorhang.

 

                        Ah, ja. Bauer – jawoll – Ferien auf dem Bauern seim Bauernhof – Ob noch was frei is? – Da müßt i mei Frau fragn, ah, nachschaun muss i, ich selber –

Ein Doppelzimmer? Geht in Ordnung. Halt, mir ham noch was: Wir haben hier ein prima Food Mänägment – Schmarrn – Ja, Kaiserschmarrn auch – Worauf sie sich verlassen können. Auf Wiederhörn.

Food Managment. Genau. So macht ma des. I kann ja aa mal im Internet nachschaun. Net bloß allweil er. Und wie war des mit dem Kochkurs beim Lofer? Das krieg ich aa no raus. Da werds euch noch wundern. Alle mitnand.

 

                                    JOSEF ab.

 

V. Akt

 

1. Szene

 

 

Bei Elisa. Man hört aus ihrem CD Player: Ganz Paris träumt von der Liebe, ELISA singt mit. 

 

 

ELISA Mei, des Paris war sche. Super. Mir warn im Louvre, d’Fanny und i, und ham uns die Venus von Milo o’gschaut. I bin ihr glatt a bissl ähnlich, bis auf die Arm. Die wo sie net hat.

Ob er kommt, der Josef? Ich hab ihn eingeladen, zu einem Latte macchiatto. Zu einem Kaffee halt. Persönlich hab ich ihn nicht erwischt. Nur das Kastl, den Anrufbeantworter. Ich hab ihn nicht vergessen können ... Scho-seff. Wulle wu kusché avec moa?

Der Hans war auch dabei. In Paris. Wir ham ihn ja schlecht heimschicken können, wo er uns doch hi’gfahrn hat, die Fanny und mich. In seim Leberknödel-Truck. ... Also, ich weiß ja net, was die Fanny an ihm findt. Mir wär er – wie soll i sagn? A weng z’einfach gstrickt. Wahrscheinlich hat er andre Qualitäten. Grad neidig könnt ma wern. ... Josef, komm. I möcht aa. Mich mit dir verloben.

 

Es klingelt

 

Der Josef. Endlich.

 

Rast, nein, geht zur Tür.

 

 

2. Szene

 

FANNY und HANS kommen rein.

 

 

ELISA Ah, bloß ihr zwoa.

 

FANNY Bloß?

 

ELISA Kommts rein.

 

FANNY Hast aufn Josef g‘hofft?

 

ELISA I? Wie kommstn da drauf?

 

HANS S’Gott, Elisa. Da. Für di.

 

Hält ihr einen Blumenstrauß hin.

 

ELISA Dankschön. Aber des hätts do net. Mei san die. I stells glei ins Wasser.

 

ELISA ab, nimmt die Vase mit den drei Papierrosen mit.

 

3. Szene

 

FANNY und HANS allein. Kleben sofort aneinander.

 

 

FANNY Schnucki.

 

HANS Putzi.

 

FANNY Bärli.

 

HANS Mausi.

 

FANNY Tiger.

 

HANS Äh ... Elefant.

 

FANNY Hä? Hansilein.

 

HANS Fannyli.

 

FANNY Schau, wie der mir steht. Der Verlobunngsring.

 

HANS Gut. Mir der mei aa.

 

FANNY Du bist der beste Verlobte, den i je ghabt hab.

 

HANS Wie moanst jetzt des?

 

Es klingelt wieder. FANNY macht auf. Es ist MARILYN.

 

 

4. Szene

 

ELISA kommt mit Vase und Kuchen zurück.

 

 

HANS Marilyn, du?

 

FANNY Marilyn?

 

HANS Des is am Andi sei neue Freundin, Fanny.

 

ELSIA Komm rein, Marilyn. Magst auch einen Kaffee Macchioato?

 

MARILYN Nein danke, Frau Frey. Ich wollt nur was fragen. Also, ist der Herr Bauer bei Ihnen?

 

HANS Der Sepp?

 

ELISA Der Josef?

 

FANNY Na, is er net.

 

MARILYN Ich such ihn überall.

 

ELISA An Josef? Wieso sucht sie an Josef? ... Oh mei. Jetzt iss aus. Aus und vorbei.

 

FANNY Was is aus?

 

ELISA Mitm Josef. I habs ja glei gwußt, dass er sich a Jüngere suchen werd. Und i bin vergessen, die Alte, die ma ausrangiert. Bevors überhaupt o’gfangt hat.

 

MARILYN Also, i muss jetzt – 

 

FANNY A so a Schmarrn.

 

HANS Bleib no da, Marilyn.

 

ELISA Wieso is sie na am Josef hinterher?

 

HANS Weil er ihr zukünftiger Schwiegerbappa werd.

 

FANNY Und am Andi sei Verlobte is.

 

MARILYN Verlobt san mir no net, der Andi und i, aber mir ham Angst, dass er si der Herr Bauer was o’do hat.

 

ELISA Da Josef? Was o’do?

 

HANS Was o’do?

 

MARILYN Mei, vielleicht d’Pulsadern göffnet oder sich aufghängt im Wald oder Autoabgase eigschnauft.

 

FANNY Die von seim Lieblingstraktor.

 

HANS An Hanomag R 40, Baujahr – 

 

ELISA Und i bin schuld. I hättn net. I hätt net so sei solln. I hättn ja sagen sollen. Heiraten.

 

FANNY A so a Schmarrn.

 

HANS Kaiserschmarrn.

 

Es klingelt.

 

MARILYN Des werd der Andi sei.

 

FANNY I mach scho auf.

 

 

 

5. Szene

 

ANDI kommt rein.

 

 

MARILYN Andi, da is er aa net.

 

ELISA I bin schuld Andi, dass dei Bapp – 

 

ANDI Na, i bin schuld. Ich allein.

 

MARILYN Kaiserschmarrn.

 

ELISA I hätt net so viel von ihm verlangen solln.

 

ANDI Na, i hätt net so viel von ihm verlangen solln.

 

ELISA I wollt net nur ein Taschengeld.

 

ANDI Und i wollt. Was wollt ich gleich wieder?

 

MARILYN Alles.

 

HANS Alles?

 

ANDI Ja. I wollt, dass er übergibt.

 

HANS Auweh.

 

FANNY Des hat ihm s’Kreuz brochen.

 

ANDI Des hat er net derpackt. Sei Herz. Ein ungewollter Suizid.

 

MARILYN Hat er a Testament gmacht, dei Bapp?

 

ANDI Na.

 

ELISA An Zettel, an Brief.

 

MARILYN Ach so, des hätt i beinah vergessen.

 

Kramt in ihrer Kleidung.

 

Der Brief is aufm Tisch gleng und ich hab ihn –

 

ANDI Mach auf, Marilyn. Lies vor.

 

ELISA Ja, lies vor.

 

MARILYN Da stehts Datum und danach: Meine Lieben. Weil ich nicht mehr der Jüngste bin, habe ich mich entschlossen, euch zu verlassen.

 

HANS Jetzt sowas.

 

FANNY Alt sein, des is doch kein Grund.

 

MARILYN Schaut er sich jetzt d’Radieserl von unten o?

 

ELISA Lies weiter, Marilyn!

 

MARILYN Andi, mein Sohn und Erbe, du kannst mir jetzt beweisen, dass du mein Vertrauen verdienst.

 

ANDI Bapp.

 

MARILYN Die Zukunft, bio und ganzheitlich, lege ich vertrauensvoll in euere Hände, liebe Kinder. – Geil. Der moant mi aa. – Und du, liebe Elisa –

 

ELISA Ja?

 

MARILYN Und du, liebe Elisa, warst mir Glaube, Liebe und Hoffnung in meinen letzten Tagen.

 

ELISA In deinen letzten Tagen. Josef.

 

MARILYN Mein Schwager Hans soll sich meine wertvolle Maschinensammlung kümmern.

 

HANS pfeift.

 

FANNY Die Traktor, des alte Glump.

 

MARILYN Und der lieben Fanny will ich meinen Segen geben.

 

FANNY Da kann i mir was kaufen. So ein gniggerter Mensch.

 

MARILYN Hochachtungsvoll, euer Vater, Schwager, Schwiegervater in spe, umsonst Geliebter und ehrlicher Freund, Bauer Josef.

 

HANS Sche hat er des gschrieben ...

 

ALLE Der Josef – der Bapp – der gute Mo – und jetzt is er nimmer da –

 

sinnieren, schluchzen noch ein bisschen und putzen sie die Nasen.

 

MARILYN Los, Andi. Gehma! Mir müssen unsern Betrieb in Schwung kriegn.

 

ANDI D’Bummerl futtern.

 

HANS I helf euch. I komm mit.

 

ANDI Jetzt bau ma an Bio-Mais für d‘Bummerl.

 

MARILYN Schmarrn, mir baun an Mais fürs Bio-Ethanol. Des zahlt si aus.

HANS Kaiserschmarrn. Denkts an den Maiswurzelbohrer. Und die Subventionen für die Bio-Kraftstoffe, die bauns allweil mehr ab. In Brüssel, rhabarber, rhabarber.

 

ANDI, MARILYN und HANS ab.

 

 

6. Szene

 

Nur noch ELISA und FANNY.

 

 

FANNY Jetzt sans drauß.

 

ELISA Und wir san allein. Ganz allein. Richtig verlassen.

 

FANNY Denk dir nix, Elisa.

 

ELISA Josef.

 

FANNY Denk dir lieber, was dir erspart blieben is.

 

ELISA Du redst di leicht, Fanny. Du mit deim Hans.

 

FANNY Er verehrt mich.

 

ELISA Der Hans?

 

FANNY Er bewundert mich. Er ist herzensgut und – 

 

ELISA Aber der Hans –

 

FANNY Der kanns.

 

ELISA Der bringts doch nicht auf die Dauer. Was ist, wenn du ihn über hast.

 

FANNY Man muss sich die Liebe einteilen, Elisa. Nicht dran überfressen. Sich Zeit lassen. Und auch nicht gleich eine Zeit haben, wenn er eine hätt.

 

ELISA So, meinst.

 

FANNY Ja, mein ich. Dann dauerts länger.

 

ELISA Die Liebe.

 

FANNY Die Liebe und das Glück. Aber alles hat ein End.

 

ELISA Nur die Wurscht hat zwei.

 

 

Vorhang

 

Nachspiel

 

 

Vor dem Vorhang. ELISA tritt von links auf. Sie trägt ein hübsches Sommerkleid, Sonnenbrille, Hut und einen kleine Koffer.

 

 

ELISA Er ist wieder da. Er hat sich nicht umbracht, der Josef. Er war auf einem Kurs. Für Food Management. Beim Lofer. Der Josef.

 

Sie drückt auf einen imaginären Klingelknopf. Es läutet.

 

Das hätt ich nie gedacht. Dass er ein Geld ausgibt für so einen teuren Kurs.

 

JOSEF schaut beim Vorhang raus.

 

Ja, bitte. – Elisa, du.

 

ELISA Ja, ich, grüßgott. Ich möchte Ferien auf dem Bauernhof machen. Ist vielleicht noch ein Zimmer frei?

 

JOSEF Jawoll. Ein schönes, aber es ist ein Doppelzimmer.

 

ELISA Das macht nichts. Das nehme ich.

 

JOSEF Jetzt gleich?

 

ELISA Nein, nicht gleich. Ich tät vorher gern was essen.

 

JOSEF Wenn ich einen Vorschlag machen darf: Ein leichtes, ländliches Menue.

 

ELISA Aber gern. Für zwei Personen.

 

JOSEF Wie bitte?

 

ELISA Für dich und mich.

 

JOSEF Ja, so ... Also: Zuerst zweimal Radieschen mit Butter und Bauernbrot.

 

ELISA Einverstanden.

 

JOSEF Danach Pommes dauphinois.

 

ELISA Mhm. Kartoffeln, Eier, Milch und Käs.

 

JOSEF Und ein Mehl. Liebe Elisa.

 

ELISA Ja, ein Mehl, lieber, lieber Josef. Und als Nachspeis?

 

BEIDE Kaiserschmarrn.

 

 

Umarmung, Kuss, Happy End.

 

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